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16. Juli 2024

500 Millionen pro Saison: TV-Deal der Ligue 1 hinter den Erwartungen

Einen Monat vor Beginn der Saison 2024/25 scheinen die Clubs der französischen Ligue 1 endlich Planungssicherheit zu haben. Doch der neue Medienrechtevertrag mit Dazn und BeIN Sports bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Eine SPOBIS-Analyse.

Die nationalen Live-Rechte der französischen Ligue 1 werden ab der Saison 2024/25 bei Dazn sowie bei dem katarischen Sender BeIN Sports liegen. Im Rahmen der Vereinbarung mit dem französischen Ligaverband LFP – die unmittelbar vor der Finalisierung steht – soll Dazn im Durchschnitt rund 400 Millionen Euro pro Saison für acht der neun Partien pro Spieltag bezahlen. BeIN soll für jeweils ein Top-Spiel pro Spieltag 100 Millionen Euro pro Spielzeit investieren. Dabei soll sich Dazn die Garantie gesichert haben, dass BeIN die Spiele desselben Teams nicht öfter als 10 Mal in einer Saison und niemals zwei Wochen hintereinander zeigen kann. In Summe soll die höchste französische Liga jährlich rund 500 Millionen Euro aus ihren nationalen Live-Rechte erlösen. Der neue TV-Rechte-Vertrag soll kurz vor der Unterzeichnung stehen und läuft über fünf Jahre bis zum Ende der Saison 2028/29.

Interessante Details: Der Vertrag mit Dazn soll eine Ausstiegsklausel nach zwei Spielzeiten beinhalten. Diese greift, wenn Dazn die Schwelle von 1,5 Millionen Abonnenten in Frankreich nicht überschreitet. Bei BeIN Sports soll es indes noch Unklarheiten darüber geben, zu welchen Nebenbedingungen die 100 Millionen Euro vom katarischen Sender pro Saison an die LFP fließen. Ein Teil könnte offenbar an ergänzende Sponsoren-Leistungen gekoppelt sein. Die Rede ist von etwa 20 Millionen Euro pro Jahr. Man geht davon aus, dass die Liga BeIN zentrales Sponsoreninventar angeboten hat, das bislang nicht vermarktet ist. Dieses könnte BeIN an Partner weiterverkaufen oder die Rechte zur Eigenwerbung nutzen.

25 Prozent Minus: Schlechteste Ergebnis seit 2005

Für die Ligue 1 wäre es das schlechteste Ergebnis seit 2005: Gegenüber den durchschnittlich 663 Millionen Euro jährlich im aktuellen Dreijahreszyklus 2021/22 bis 2023/24 erlöst die französische Liga über ihre nationalen Rechte nun rund 25 Prozent weniger. Die ursprünglich selbstgesteckten Ziele würden klar verfehlt: 2022 hatte der Ligaverband LFP noch auf Einnahmen von rund einer Milliarde Euro für jede Saison der neuen Rechteperiode von 2024/25 bis 2028/29 gehofft. Vor zehn Monaten hatte die Ligue 1 dann mit Mindestpreisen von fast 30 Prozent über dem aktuellen Marktniveau ausgeschrieben, 530 Millionen Euro beziehungsweise 270 Millionen Euro pro Saison für die beiden wichtigsten Pakete. Nach dem Ausbleibenden entsprechender Gebote wurde dann bilateral mit potenziellen Vertragspartnern weiterverhandelt. Der Blick auf die Top-5-Ligen in Europa zeigt indes, dass der Anstieg der Medienrechteerlöse in den Heimatmärkten von Europas Elite-Ligen nach einem Jahrzehnt starken Wachstums zuletzt zum Stillstand gekommen ist. Dramatische Veränderungen sind bislang aber ausgeblieben – anders als nun in Frankreich (siehe Grafik unten).

Bemerkenswert aus Sicht der Anbieter: Die Streaming-Plattform Dazn hält künftig – mit Ausnahme der englischen Premier League – nationale Live-Rechte in vier der fünf großen europäischen Fußballligen. Neben der Ligue 1 auch von der La Liga, Serie A und Bundesliga. Ebenfalls interessant aus Sicht der Bundesliga: Neben dem Angebot von Dazn und BeIN Sports stand bei der Ligue 1 auch ein von einigen Clubvertretern bevorzugter ligaeigener Streaming-Service zur Debatte. Ein Angebot von Warner Bros. Discovery soll vorgelegen haben, einen neuen Ligue-1-Kanal zusammen mit dem neuen OTT-Streamingdienst Max zu bündeln. Der Vertrieb sollte dabei in der Verantwortung der LFP liegen. Der Businessplan soll im ersten Jahr Umsätze in Höhe von 578 Millionen Euro vorgesehen haben.

CVC-Abgabe belastet Clubs zusätzlich

Aufgrund fehlender Planungssicherheit und angesichts von dringend benötigten Garantien entschieden sich die Clubs letztlich dagegen, das Projekt „Plan B“ eines eigenen Liga-Kanals weiterzuverfolgen. Auch vor diesem Hintergrund war 2022 der Investor CVC mit 1,5 Milliarden Euro bei der Liga-Tochter LFP Media eingestiegen. Im Gegenzug kassiert CVC seit 2022/23 13 Prozent der Erlöse aus der Vermarktung der Liga. Diese „Abgabe“ dürfte bei den Clubs in Zukunft für eine zusätzliche Verschärfung der finanziellen Lage sorgen. Beim CVC-Einstieg hatte die Liga für die Zukunft mit signifikant höheren Medienerlösen kalkuliert. Der Druck auf den LFP war groß: Anders als in der Bundesliga, die derzeit ihre Medienpartner für den Vierjahreszyklus ab der Saison 2025/26 sucht, brauchte die Ligue 1 schon für die am 18. August startende Spielzeit 2024/25 neue Partner.

Bei der Bundesliga ist bei der Vergabe der nationalen Medienrechte ab 2025/26 angesichts des Schiedsverfahrens zwischen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und Dazn weiter Geduld gefragt. Die Auktion der milliardenschweren Rechte – aktuell fließen 1,1 Milliarden Euro pro Saison – ist seit Mitte April unterbrochen. Nach SPOBIS-Informationen dürfte bis Ende September mit einem Urteil zu rechnen sein. Wann die unterbrochene Auktion der TV-Rechte weitergeht, ist dadurch offen. Im Idealfall geht es direkt nach dem Urteil wieder los.

Bei der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) – wo das Verfahren geführt wird – soll Sky sein Recht auf eine sogenannte Nebenintervention genutzt haben. Das bedeutet, dass neben den Streitparteien DFL und Dazn auch Pay-TV-Sender Sky formal an den Schiedsspruch gebunden ist. Wobei Dazn in der Vergangenheit bereits angekündigt hatte, notfalls auch vor ordentliche Gerichte zu ziehen. Auch in der Bundesliga dürfte Dazn also maßgeblich Einfluss auf den Zeitpunkt und die zu erzielenden Preise der nationalen Medienrechtevergabe haben.

Foto: IMAGO / NurPhoto

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