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21. Nov. 2022

Bundesliga-Clubs professionalisieren CSR-Abteilungen

Immer mehr Sportvereine und auch Fußball-Bundesligisten arbeiten nachhaltig. Umso wichtiger wird das Netzwerken, der Erfahrungsaustausch in der Branche. Ingo Klein, der nachhaltiges Merchandising bei Borussia Dortmund verantwortet, berichtet über Synergien, den Status quo und wo Luft nach oben ist.

SPONSORs: Herr Klein, eigene Abteilungen im Bereich Corporate Social Responsibility (CSR) sind bei Fußball-Proficlubs nichts Neues. Steht die Branche nicht dennoch gerade vor einem Quantensprung?

Klein: Auf jeden Fall. Auch aus dem Grund, weil die neue Nachhaltigkeitsrichtlinie Teil der Lizensierungskriterien der DFL geworden ist. Es gibt unter den Vereinen viele gute Beispiele hinsichtlich sozialer Verantwortung. Diese Rolle wird bei ihnen traditionell stark gelebt. Sie ist fest in der Gesellschaft verankert. Durch die Nachhaltigkeitsrichtlinie bekommen die Anforderungen an die Clubs jedoch eine neue Qualität, in allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit.

SPONSORs: Es geht um den sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekt. Könnten Sie diesen Dreiklang gewichten?

Klein: Getrennt voneinander kann ich sie nicht betrachten. Sie bedingen sich. Bei Stadionsanierungen brauche ich zum Beispiel alle drei Kriterien: Es muss ökologisch nachhaltig sein, soziale Facetten berücksichtigen und ökonomisch Sinn machen. Ein seriös betriebenes Nachhaltigkeitsmanagement sollte zudem individuelle Schwerpunkte setzen, da jeder Verein eigene Stärken und Schwächen hat.

SPONSORs: Sie waren einer von 50 Teilnehmern beim Weiterbildungsprogramm „Nachhaltigkeit in Sportorganisationen“ an der Leuphana Universität in Lüneburg. Welche Themen hatten die anderen Vertreter der Bundesligisten, wie ist der Austausch da verlaufen?   

Klein: Corporate Sustainability wurde stark diskutiert. Die sozialen Themen sind von den Vereinen und Sportorganisationen gut abgedeckt. Aber die ökologischen Themen, das haben auch jüngste Erhebungen gezeigt, stellen die Clubs vor große Herausforderungen, sei es das Energiemanagement der Stadien oder das Mobilitätsmanagement bezogen auf die Spieltage.

SPONSORs: Muss sich nicht auch die Unternehmenskultur von Sportvereinen grundlegend ändern?

Klein: Der Grundgedanke jeglichen Nachhaltigkeitsmanagements ist, dass Ressourcen nicht unendlich vorhanden sind. Wachstum ist limitiert. Dies sollte zu einer Haltung führen, die im Idealfall zu einer gelebten Kultur des achtsamen Umgangs mit Ressourcen wird.

Nachhaltigkeit: Drei Erfolg versprechende Cases aus dem Profisport

SPONSORs hat im Rahmen eines umfassenden Nachhaltigkeits-Reports 25 Cases aus dem Profisport identifiziert, die sich nahezu überall anwenden lassen. Und wir sagen klar, welchen Aufwand die Projekte benötigen, welche Ressourcen dahinterstecken und welcher Impact erzielt werden kann.

SPONSORs: Wie wichtig ist das Netzwerken, sind Synergien?

Klein: Es herrscht im Bereich Nachhaltigkeit keine Konkurrenz, sondern ein starkes Miteinander, ein Teilen der Themen. Es heißt „In den Farben getrennt, in der Sache vereint.“ Es gibt beim BVB eine große Bereitschaft unserer Partner, auch der Sponsoren, nachhaltige Themen zu diskutieren und anzugehen. Der Austausch ist wichtig.

SPONSORs: Sie sind beim BVB zuständig für nachhaltige Produkte. Was sind die wesentlichen Themen in Ihrer täglichen Arbeit?

Klein: In der Vergangenheit lag der Fokus in Einkauf und Vertrieb von Produkten branchenübergreifend häufig darauf, dass man ein sicheres, von gefährlichen Substanzen freies Endprodukt herstellte und verkaufte. In der heutigen Zeit genügt das nicht mehr. Die nationale Gesetzgebung hat dem Handlungsbedarf mit dem Gesetz zur Lieferkettensorgfaltspflicht (LkSG) Ausdruck verliehen

SPONSORs: Was bedeutet dies konkret?

Klein: Der Produzent hat eine Sorgfaltspflicht nicht nur gegenüber Kunden, sondern auch gegenüber den Stakeholdern in der Lieferkette. Wir müssen dafür Sorge tragen, zum Beispiel einen Fanartikel nicht nur einfach zu liefern. Auch die Lieferkette muss unter Berücksichtigung der Materialgesundheit effizient und nachhaltig sein. Welche nachhaltigen neuen Produkte eignen sich als BVB-Fanartikel? Wie können wir den Anforderungen des LkSG gerecht werden und die Schritte fachübergreifend implementieren? Das sind tägliche Fragen meiner Arbeit.

SPONSORs: Herr Klein, vielen Dank für das Gespräch.

Ingo Klein

Ingo Klein, 44 Jahre, kommt ursprünglich aus der Textilbranche. Er arbeitet seit 2016 für Borussia Dortmund, unter anderem als Einkaufsleiter des Merchandisings. Gerade verantwortet er in der Abteilung Corporate Responsibility, Lieferketten und Produkte nachhaltiger zu gestalten.

Foto: picture alliance / DeFodi Images | Ralf Treese

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