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09. Mai 2022

DEL-Chef Tripcke: „Wir erwarten bei den Medienerlösen einen ganz erheblichen Sprung“

Die DEL-Saison 2021/22 ist mit dem letzten Finalspiel am vergangenen Mittwoch zu Ende gegangen. Gernot Tripcke zieht im SPONSORs-Interview Bilanz. Der Geschäftsführer der Penny DEL nennt zudem Details zur kommenden Medienrechtevergabe und erklärt, warum die aktuelle Marktsituation für die Profisportliga günstig ist.

SPONSORs: Herr Tripcke, die Arenen durften zuletzt wieder zu 100 Prozent ausgelastet werden, aber nicht alle Fans sind zurückgekehrt. Wie stark macht sich in der DEL die Fan-Entfremdung bemerkbar?

Tripcke: Wir haben in den Play-offs gesehen, dass nicht alle Zuschauer auf einen Schlag in die Arenen zurückgekehrt sind. Es ist aber auch nicht so, als hätten wir vor halbleeren Rängen gespielt. Gerade die Finalserie war sehr gut besucht, die Stadien in Berlin und München ausverkauft. Man sollte auch grundsätzlich die Konstellation berücksichtigen: Die fehlenden Zuschauer sind auch ein Stück weit dem engen Spielplan geschuldet. Wegen den Olympischen Spielen in Peking und der bevorstehenden Eishockey-Weltmeisterschaft sowie der verlängerten Saison mussten wir teilweise Play-off-Partien an aufeinanderfolgenden Tagen ausrichten. Dennoch wollen wir das Thema Fan-Rückkehr aktiv angehen. Gradmesser wird der Start der kommenden Saison – sofern es keine weiteren Einschränkungen für die Zuschauer gibt.

SPONSORs: Welche konkreten Maßnahmen ergreift die Liga, um wieder näher an den Fan zu rücken?

Tripcke: Als Liga sind wir in der Lage, als Impulsgeber und Vorreiter für die Clubs zu agieren. Wir probieren Sachen aus, um zu sehen, was funktioniert. Die Wertschöpfung und emotionale Bindung, sich beispielsweise ein Ticket zu kaufen, geht allerdings in letzter Instanz vom Club aus. Aber wir haben in jüngster Vergangenheit zum Beispiel mit unserem TikTok-Launch, einer eigens produzierten Award-Show sowie unserer wöchentlichen Podcast-Reihe einiges getan, um die Fans – insbesondere auch die junge Zielgruppe – auf unterschiedlichen Kanälen zu erreichen.

Die Penny DEL hat im September 2021 ihren Kanal auf Tiktok gelauncht.

Die Penny DEL hat im September 2021 ihren Kanal auf Tiktok gelauncht.

SPONSORs: Um der Fan-Entfremdung entgegenzuwirken, hat unter anderem auch Titelsponsor Penny eine Musik-Aktion „Unsung Hero“ (siehe Video unten) ins Leben gerufen. Welchen Hintergrund hat die Aktion?

Tripcke: In der Corona-Zeit hat eine Vielzahl an Fans zum Beispiel auf die Rückgabe ihrer Dauerkarten verzichtet. Zudem haben zahlreiche Fanclubs Aktionen geplant und umgesetzt, um die schwere Zeit zu überstehen. Da war es an der Zeit „Danke“ zu sagen. Die entstandenen Aktivierungskosten hat unser Partner Penny übernommen, der es mit seiner Strategie verstanden hat, nicht nur das Logo irgendwo im Arena-Umfeld zu platzieren, sondern auch Geschichten zu erzählen.

SPONSORs: Während die Hallen lange leer waren, haben sich die TV-Zahlen in den vergangenen Jahren erfreulich entwickelt. Als übertragender Sender aller DEL-Spiele hat Magenta Sport in der Saison 2020/21 kumuliert neun Millionen Live-Zuschauer in der Hauptrunde erreicht. Wie fällt im Vergleich dazu das Fazit für diese Saison aus?

Tripcke: Wir befinden uns weiter auf Wachstumskurs. Allein die Live-Übertragungen von Magenta Sport aus der gesamten Saison inklusive Play-offs liegen im Bereich von 20 Millionen Zuschauern. Damit haben sich die Reichweiten seit 2016 mehr als verdoppelt. In der Spitze hatten wir Play-off-Spiele mit einer Reichweite von 200 000 Zuschauern. Das sind erfreuliche Zahlen, wenn man bedenkt, dass unser Produkt hinter der Paywall liegt. Dazu kommen noch die Reichweiten der Free-TV-Übertragungen bei Servus TV.

SPONSORs: Der Medienrechtevertrag mit der Deutschen Telekom läuft noch bis Ende der Saison 2023/24. Sie haben zuletzt kommuniziert, dass Sie sich von dem in Schweden ansässigen Sportrechteunternehmen Commercial Sport Media (CSM) beim bevorstehenden Prozess der Medienrechtevergabe beraten lassen. Warum setzen Sie jetzt auf externe Expertise?

Tripcke: Die CSM hat ihr Know-how schon in anderen großen Eishockey-Ligen wie denen in Finnland, Norwegen und Schweden bewiesen. Davon können wir maßgeblich profitieren. Im Fokus stehen für uns auch erstmalig die internationalen Märkte. Durch die technischen Möglichkeiten – insbesondere im OTT-Bereich – ist es mittlerweile möglich, auch Umsatzpotenziale im Ausland zu generieren. Und es drängen internationale Plattformen auf den deutschen Markt, für die unsere Medienrechte ein guter Einstieg wären.

SPONSORs: In der Easycredit BBL und Liqui Moly HBL laufen die Rechteverträge ein Jahr früher aus. Wollen Sie bewusst frühzeitig mit der Ausschreibung beginnen, um sich alle Chancen im Markt zu wahren?

Tripcke: Es ist kein Geheimnis, dass aktuell sehr viel Bewegung im Markt ist. Gerade in Deutschland kommt der eine oder andere Player wie etwa S Nation Media um Christian Seifert dazu. Aber auch etablierte Player wie Dazn oder Discovery sortieren sich neu. Für uns ist es in der Tat wichtig, bereit zu sein, um kurzfristig schnelle Entscheidungen treffen zu können. Der Prozess kann schneller zu Ende sein, als wir anfangs gedacht haben.

SPONSORs: Kommt es überhaupt zu einer Ausschreibung?

Tripcke: Wir befinden uns in einigen strategischen, aber auch konkreten Gesprächen. Unser erster Ansprechpartner bleibt dabei die Deutsche Telekom. Aber es ist kein Geheimnis, dass auch andere Player interessiert sind und früh Planungssicherheit haben wollen. Wir sondieren das, was der Markt will, und schauen dann auf die Paketierung. Ob wir die Rechte freihändig oder per Ausschreibung vergeben, werden wir abwarten. Klar ist aber, dass die Marktsituation positiv für uns ist.

SPONSORs: Nach SPONSORs-Informationen liegen die Medienerlöse für den aktuellen Rechtezyklus bei rund 4,5 Millionen Euro pro Saison. Was sind die monetären Ziele für die kommende Medienrechtevergabe?

Tripcke: Wir erwarten, dass für die kommende Rechteperiode ein ganz erheblicher Sprung erfolgen wird. Die Marktanalyse zeigt, dass wir ein sehr gutes Zuschauerpotenzial für einen OTT-Partner haben, aber auch vermehrt strategischen Wert.

SPONSORs: Wie sieht die Strategie in Bezug auf die Free-TV-Übertragungen aus? Aktuell hat ServusTV die Rechte von der Telekom als Sublizenz erworben und überträgt wöchentlich ausgewählte DEL-Spiele.

Tripcke: Im Rahmen unserer Strategie ist es notwendig, ein Free-TV-Angebot zur Verfügung zu stellen. Reichweiten erzielt man heute aber vor allem über Highlights in den Online-Medien. Da werden wir künftig deutlich mehr Ressourcen investieren – sowohl in die Social-Media-Plattformen als auch in unser eigenes Bewegtbild. Auf diese Weise können wir Leute begeistern, die Arenen zu besuchen oder Geld für ein Pay-TV-Abo in die Hand zu nehmen.

Gernot Tripcke ist seit Mai 2000 Geschäftsführer der Penny DEL, sein Vertrag läuft noch bis zum 30. April 2025. (Foto: picture alliance/dpa | Marcel Kusch)

Gernot Tripcke ist seit Mai 2000 Geschäftsführer der Penny DEL, sein Vertrag läuft noch bis zum 30. April 2025. (Foto: picture alliance/dpa | Marcel Kusch)

SPONSORs: Die Medienerlöse machen ohnehin nur einen Bruchteil der Gesamtumsätze der DEL-Clubs aus. Nach wie vor sind die dominierenden Erlössäulen Sponsoring und Spieltag. Wie ist der Zustand der Vereine nach zwei Corona-Jahren?

Tripcke: Die Clubs lecken ihre Wunden. In der letzten Saison sind die Defizite noch hauptsächlich durch staatliche Förderungen, Gehaltsverzicht der Spieler, Sponsoren und Gesellschafter kompensiert worden. Diese Spielzeit ist leider Gottes noch mal sehr stark auf die Kosten der Gesellschafter gegangen. Wir gehen aber davon aus, dass alle Clubs die Lizenzprüfung im Juni bestehen. Dennoch ist Vorsicht geboten, vor allem in der Kalkulation. Bis wir das Vor-Corona-Niveau erreichen, braucht es noch ein bis zwei Jahre.

SPONSORs: Herr Tripcke, vielen Dank für das Gespräch.

Foto: IMAGO / Passion2Press

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