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03. Mai 2022

Fanatics: Vom Online-Händler zur globalen Digitalplattform

Fanatics hat zuletzt massive Investitionen getätigt und verfolgt das klare Ziel, die führende Digitalplattform im Sport zu werden. Die aktuelle Bewertung von rund 27 Milliarden US-Dollar will das Unternehmen mit Sitz im Silicon Valley in zehn Jahren auf 100 Milliarden US-Dollar steigern. Wie das funktionieren kann, erklärt Doug Mack, CEO von Fanatics Commerce, im SPONSORs-Interview.

SPONSORs: Herr Mack, Fanatics arbeitet mittlerweile mit über 900 Sportrechtehaltern zusammen und erzielt einen globalen Umsatz von fünf Milliarden US-Dollar. Was schätzen die Clubs und Ligen an Ihrer Arbeit?

Mack: Wenn wir mit Sportrechtehaltern zusammenarbeiten, ist es immer unser Anspruch, für den Fan ein einzigartiges Kauferlebnis zu schaffen. Dieses wollen wir stetig weiterentwickeln, dafür investieren wir kontinuierlich in neue Geschäftsfelder. Ein entscheidender Erfolgsfaktor unserer Arbeit ist dabei, dass wir in der Lage sind, auf sportliche Erfolge oder andere kurzfristige Ereignisse schnell zu reagieren. Je nach Ereignis können wir auf unseren Plattformen maßgeschneiderte Merchandise-Artikel für den Fan anbieten. Dabei stellen wir mittlerweile die Hälfte unserer verkauften Produkte selbst her.

SPONSORs: Können Sie ein Beispiel für ein solches kurzfristiges Ereignis nennen?

Mack: Nach der Verkündung von Lionel Messis Transfer zu Paris Saint-Germain haben wir in kurzer Zeit gemeinsam mit Nike ein großes Angebot an Messi-Produkten zum Verkauf angeboten. Der Ansturm war gigantisch und hat intern alle Rekorde gebrochen. Das war weit besser als die Transfers von LeBron James zu den Los Angeles Lakers oder Tom Brady zu den Tampa Bay Buccaneers. Das zeigt auch, welchen Stellenwert der Fußball hat.

SPONSORs: Wie hoch waren die Umsatzzahlen? 

Mack: Wir machen keine Angaben zu konkreten Verkaufszahlen. Was ich sagen kann: In Nordamerika wurden in 24 Stunden nach Messis Transfer-Verkündung mehr Artikel verkauft als in den sechs Monaten zuvor. Das liegt auch daran, dass wir im Rahmen unserer PSG-Partnerschaft mittlerweile Produkte in 144 Länder vertreiben.

SPONSORs: Das Merchandise-Geschäft ist nur eine Facette Ihrer Unternehmensstrategie. Fanatics hat sich das Ziel gesetzt, eine führende Digitalplattform im Sport zu werden. Wie wollen Sie das erreichen?

Mack: Den Grundstein haben wir in den vergangenen Jahren gelegt, als wir vor allem in unsere Datenbank investiert haben. Mittlerweile haben wir über 80 Millionen Kontakte und über vier Milliarden Datensätze. Vor allem durch unsere 900 Partnerschaften mit Sport-Brands sind wir ständig in der Lage, neue Daten und Leads zu gewinnen. Das hilft uns enorm, in weiteren Geschäftsfeldern Fuß zu fassen.

SPONSORs: Die Wertschöpfung bleibt folglich in Gänze auf Ihrer Plattform? 

Mack: Korrekt, all unsere Partner arbeiten auf unserer eigenen, maßgeschneiderten Cloud-Commerce-Plattform.

SPONSORs: Sie sprechen es an, Fanatics investiert darüber hinaus in weitere Geschäftsfelder. Wo sehen Sie das größte Umsatzpotenzial? 

Mack: Ich glaube, dass das Fanatics-Sportwetten-Geschäft auf langfristige Sicht die Umsätze unseres Commerce-Geschäfts übersteigen kann. Dennoch sind logischerweise alle Geschäftsfelder für uns wichtig. Unser Commerce-Geschäft ist die Basis. Letztendlich geht es darum, die Fan Experience auf unseren Plattformen weiter zu verbessern.

SPONSORs: Ein wichtiger Baustein für Ihre Ziele war sicherlich auch die Übernahme von Topps im Bereich der physischen Sammelkarten. Was steckt hinter dem Investment von rund 500 Millionen US-Dollar? 

Mack: Wir haben das Thema Sammelkarten schon lange auf der Agenda. Es liefen auch schon vor der Übernahme langjährige Rechteverträge mit Spielern aus unter anderem der NFL, NBA oder MLB. Was uns bislang gefehlt hat, waren die Expertise und Know-how, attraktive Sammelkarten zu produzieren. Hier kommt Topps ins Spiel. Zudem bringt das Unternehmen selbst attraktive Rechte mit: Topps hat zuletzt Panini als offizieller Lizenzpartner für die UEFA EURO 2024 und 2028 abgelöst.  

SPONSORs: Auch die digitalen Sammelstücke spielen in der Strategie von Fanatics eine wichtige Rolle. Wie groß sehen Sie das Potenzial von NFTs?   

Mack: Ich glaube fest an das Umsatzpotenzial von NFTs. Voraussetzung ist immer, dass für die digitalen Karten einzigartige Werte geschafft werden, sonst kann es auch schnell nach hinten losgehen. Zudem brauchst du als Anbieter exklusive Rechte. Wenn ich mir Auktionen von unserem NFT-Unternehmen Candy Digital anschaue oder von Topps, dann sind das schon beeindruckende Zahlen.  

SPONSORs: Können Sie uns ein Beispiel nennen?

Mack: Topps hat zuletzt eine physische Karte aus dem Jahr 1952 von Mickey Mantle, einem der größten Baseball-Spieler aller Zeiten, als NFT erstellt und zum Kauf angeboten. Die Karte wurde auf der Open-Sea-Plattform für knapp eine halbe Million US-Dollar gehandelt. 

SPONSORs: Lassen Sie uns zum Abschluss über die National Football League (NFL) sprechen. Die US-Liga versucht in Deutschland und Europa Fuß zu fassen. Wie profitiert Fanatics vom „Markteintritt“ in Deutschland?

Mack: Deutschland ist für die NFL – außerhalb der USA – der Wachstumsmarkt Nummer eins. Davon profitieren logischerweise auch wir. Das sehen wir unter anderem in unseren internationalen Verkäufen: in den vergangenen drei Jahren haben wir 80 Prozent unserer NFL-Produkte nach Deutschland vertrieben. Die NFL schafft es mit ihrer Strategie, Awareness und Interesse für den Football zu schaffen. Daran können wir mit unseren Produkten und Services anknüpfen.

SPONSORs: Fanatics investiert auch in die europäische Infrastruktur.

Mack: Das stimmt. Um dem Umfang gerecht zu werden und die Lieferzeiten zu verkürzen, eröffnen wir in wenigen Wochen ein großes Verkaufs- und Fullfillment-Center in Amsterdam. Das wird der zentrale Knotenpunkt unseres gesamten Europa-Geschäfts.

SPONSORs: Herr Mack, vielen Dank für das Gespräch.

Titelfoto: Fanatics

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