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28. Juni 2024

Finanzanalyse des europäischen Fußballs: Bundesliga zieht an La Liga vorbei

Europas Fußball-Business ist mit seinen Umsätzen weiter auf Rekordkurs – allen voran die Premier League. Wo die Bundesliga vor der englischen Eliteklasse liegt, zeigt eine aktuelle SPOBIS-Analyse.

In der Saison 2022/23 verzeichnete der europäische Fußballmarkt einen Umsatzanstieg von 16 Prozent auf 35,3 Milliarden Euro. Das geht aus der 33. Ausgabe des Annual Review of Football Finance von Deloitte hervor. Als Hauptursachen für die positive Entwicklung macht der Report die komplette Zuschauerrückkehr nach der Coronakrise, Zusatzeinnahmen in Folge der Weltmeisterschaft 2022 in Katar, NFL-Gastspiele und neue Sponsoringverträge aus.

Die Umsätze in den fünf größten europäischen Ligen – Premier League, Bundesliga, La Liga, Serie A und Ligue 1 – stiegen um 14 Prozent auf 19,6 Milliarden Euro und übertrafen damit das Vor-Pandemie-Niveau von 17 Milliarden Euro in der Saison 2018/19 deutlich. Transfererlöse werden im Annual Review of Football Finance nicht berücksichtigt, was zu Unterschieden zu den offiziell im März verkündeten Umsatzzahlen der Deutschen Fußball Liga (DFL) führt.

Bundesliga und Serie A erzielen höchstes Umsatzwachstum

Der Gesamtumsatz der Bundesliga stieg in der Saison 2022/23 um 22 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro und erreichte damit gemeinsam mit der italienischen Serie A den höchsten prozentualen Umsatzzuwachs gegenüber der Vorsaison. Damit ist die deutsche Bundesliga in der Umsatztabelle der internationalen Eliteklassen an Spaniens La Liga vorbeigezogen und belegt Platz zwei.

Das Wachstum der Bundesliga ist insbesondere auf eine annähernde Verdoppelung der Spieltagerlöse (+94 Prozent auf 500 Millionen Euro) zurückzuführen. Mit einer durchschnittlichen Stadionauslastung von 92 Prozent und rund 43.000 Zuschauern pro Spiel verzeichnete die Bundesliga die höchsten Besucherzahlen im „Big Five“-Ligenvergleich.

Zudem konnte die Bundesliga ihre Medieneinnahmen um zehn Prozent auf 1,5 Milliarden Euro steigern. Dieses Wachstum ist vor allem auf das bessere Abschneiden deutscher Clubs in der UEFA Champions League zurückzuführen: In der Saison 2022/23 erreichten vier Bundesligisten das Achtelfinale (Saison 2021/22: ein Club). Aber auch die kommerziellen Einnahmen stiegen um 19 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro (2021/22: 1,5 Milliarden Euro).

Premier League bleibt Umsatz-Krösus

Mit einem Gesamtumsatz von sieben Milliarden Euro führt die englische Premier League mit deutlichem Abstand das Umsatzranking der Ligen an. Im Vergleich zur Vorsaison stiegen die Einnahmen in der Spielzeit 2022/23 um neun Prozent.

Die am Umsatz gemessen drittstärkste Liga im europäischen Fußball ist die spanische La Liga (+neun Prozent auf 3,5 Milliarden Euro) gefolgt von der italienischen Serie A (+22 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro). Den fünften Platz belegt die französische Ligue 1 (+17 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro). Anders als bei den anderen Ligen ist das Umsatzwachstum der Ligue 1 vor allem auf die Investition der privaten Beteiligungsgesellschaft CVC, in eine kommerzielle Tochtergesellschaft der Ligue de Football Professional zurückzuführen.

Wie stark die Premier League den übrigen Top-Ligen inzwischen enteilt ist, dokumentiert auch eine SPOBIS-Analyse der durchschnittlichen Erlöse pro Club (siehe Grafik unten). So erwirtschaften die Premier-League-Clubs in England im Schnitt einen Umsatz in Höhe von 350 Millionen Euro und damit 65 Prozent mehr als die Bundesligisten. In der Ligue 1 steht den Clubs im Durchschnitt sogar nur rund ein Drittel der Finanzmittel eines Premier-League-Clubs zur Verfügung.

Bundesliga mit niedrigster Personalaufwandsquote

Abseits dieses kompetitiven Ungleichgewichts gibt es – bei aller Euphorie um die Rekorderlöse – andere Aspekte, die die Verantwortlichen nachdenklich stimmen sollten. Denn gerade bei den fünf großen europäischen Ligen gibt es eine klare Tendenz zu steigenden Personalausgaben. Zwischen den Saisons 2017/18 und 2022/23 stieg dieser Aufwand über alle Ligen hinweg um 34 Prozent auf rund 13 Milliarden Euro.

Trotz der steigenden Personalkosten erzielten die „Big Five“-Ligen zum ersten Mal seit der Saison 2018/19 einen aggregierten Betriebsgewinn in Höhe von 500 Millionen Euro, wobei die Personalaufwandsquote in allen Ligen sank. Dies war auf den erheblichen Anstieg des Gesamtumsatzes (+2,3 Milliarden Euro) zurückzuführen, welcher den gestiegenen aggregierten Personalaufwand der Clubs (+700 Millionen Euro) übertraf.

Die Bundesliga weist mit 55 Prozent die niedrigste Personalaufwandsquote unter den europäischen Top-Ligen aus. Das trug unter anderem dazu bei, dass die 18 deutschen Bundesligisten insgesamt einen Betriebsgewinn von 400 Millionen Euro erwirtschaften konnten und damit nahezu auf dem Niveau der Premier League lagen.

Die wichtigsten Bundesliga-KPIs im Überblick

  • Der Gesamtumsatz der Bundesliga stieg gegenüber der Vorsaison um 22 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro (gemeinsam mit der italienischen Serie A höchster prozentualer Umsatzzuwachs)

  • Die Spieltagerlöse wurden auf 500 Millionen Euro nahezu verdoppelt (Coronaeffekt)

  • Mit einer durchschnittlichen Stadionauslastung von 92 Prozent und rund 43.000 Zuschauern pro Spiel verzeichnete die Bundesliga die höchsten Besucherzahlen im „Big Five“-Ligenvergleich.

  • Die Medieneinnahmen wurden um zehn Prozent auf 1,5 Milliarden Euro gesteigert (vor allem durch das bessere Abschneiden in der UEFA Champions League: vier Bundesligisten im Achtelfinale)

  • Die kommerziellen Einnahmen wurden um 19 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro gesteigert

  • Niedrigste Personalaufwandsquote aller Top-5-Ligen

  • Betriebsgewinn von 400 Millionen Euro und damit nahezu auf dem Niveau der Premier League

Foto: IMAGO / Oryk HAIST

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