hero
30. Mai 2022

Football erobert europäische Metropolen

American Football breitet sich in Europa weiter aus. Die European League of Football (ELF) geht nun in ihre zweite Saison. Vier neue Clubs sind mit am Start. Die Liga will sich bis 2027 auf 24 Teams vergrößern. SPONSORs sprach mit Ran-Sportchef Alexander Rösner über die Wachstumsmöglichkeiten.

In der Vorsaison war die European League of Football (ELF) mit acht Teams in ihre erste Saison gestartet, nun wächst die Liga auf zwölf Mannschaften aus fünf Nationen an. Neben Titelverteidiger Frankfurt Galaxy und Vorjahresfinalist Hamburg Sea Devils rüsten sich Berlin Thunder, Cologne Centurions, Stuttgart Surge und Leipzig Kings aus Deutschland für die neue Spielzeit. Zudem gehen wieder die Barcelona Dragons aus Spanien und die Panthers Wroclaw aus Polen an den Start. Neu dabei: Rhein Fire aus Düsseldorf, Vienna Vikings, Raiders Tirol aus Innsbruck und Istanbul Rams. „Bis 2027 wollen wir auf 24 Teams wachsen,“ gibt Liga-Geschäftsführer Zeljko Karajica das Ziel vor. In der neuen Saison rechnet er mit 250 000 bis 300 000 Zuschauern in den Stadien. „Auch unsere TV-Partner helfen uns dabei, dem Fußball ein Gesicht zu geben“, sagt Karajica.

Neu ist jetzt eine Unterhaltungsshow während der Halbzeit, die die Zuschauer bei Laune halten soll. Auch der Verkauf der Trikots bei Karstadt und Kaufhof soll den Bekanntheitsgrad steigern, zudem ist eine Streaming-Plattform im Football-verrückten China geplant. SPONSORs sprach mit dem Ran-Sportchef Alexander Rösner, dessen Sender ProSieben Maxx die Spiele der ELF überträgt, über den Liga-Start am kommenden Sonntag.

SPONSORs: Herr Rösner, wie bewerten Sie das Potenzial von American Football in Deutschland?

Rösner: American Football ist eine interessante Sportart mit starken Wachstumsmöglichkeiten. Das zeigen steigende Zuschauerzahlen, Marktanteile und Quoten. Die erfolgreiche erste Saison der European League of Football ist die logische Konsequenz von dem, was wir in den vergangenen Jahren aufgebaut haben. Seit 2015 schon erreichen wir mit der NFL bei ProSieben Maxx eine ganz spezielle, neue Zielgruppe. Sie identifiziert sich stark mit dem Produkt, agiert sehr interaktiv. Die Nischensportart NFL wurde somit für ein breiteres Publikum bekannt und beliebt.

SPONSORs: ProSieben Maxx hat auch die ELF von Anfang an als Berichterstatter begleitet. Wie zufrieden sind Sie mit den Einschaltquoten im ersten Jahr?

Rösner: Wir hatten bei der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen im Schnitt einen Marktanteil von 1,8 Prozent, bei den 14- bis 29-Jährigen sogar fast vier Prozent. Das ist ein großer Erfolg. Beim Finale konnten wir teilweise eine halbe Million Zuschauer verzeichnen. Wir freuen uns sehr auf die kommende Saison.    

SPONSORs: Wie wichtig ist die NFL als Flaggschiff?

Rösner: Die Übertragung der NFL war die Blaupause. Sie hat die Menschen hier für American Football begeistert, so dass eine Fanbase entstanden ist. Wir berichten ja auch schon über den US-amerikanischen College-Football. Samstagabends läuft ein Spiel pro Woche von der NCAA. Unser Ziel ist es nun, auch über die ELF immer mehr Fans für diese Sportart zu begeistern.

SPONSORs: Wie unabhängig kann der deutsche und europäische Football werden?

Rösner: Die ELF bietet mit ihren europaweit flächendeckenden Spielen nun die Möglichkeit, die Begeisterung für die Sportart zu erhöhen und ihren eigenen Charakter zu entwickeln. Die Vermarkter sehen neues Potenzial, weil die Fans ins Stadion gehen und die Spiele live erleben. Sie glauben an den Erfolg und haben jetzt eine zusätzliche Liga zur Auswahl, um zu investieren. Sie erwerben Logen und platzieren in deutschen Stadien deutsche Produkte. Es ist etwas anderes, als ein rein US-amerikanisches Produkt hier herüberzuholen.

SPONSORs: Wie wird das Produkt Football und sein Wert optimiert?

Rösner: American Football ist viel unterhaltungsorientierter als der Sport hierzulande. In den Stadien in den USA gibt es vor den Spielen Fan-Partys. Es wird gegrillt und in der Halbzeit-Show treten Entertainer auf, es gibt große Bühnen mit renommierten Musik-Acts. Wir werden hier auch solche Elemente übernehmen. Denn durch berühmte Künstler ziehe ich nicht nur ausschließlich Sportinteressierte in das Programm hinein, es ist es ein Entertainment-Zusatzfaktor über das Spiel hinaus.

SPONSORs: Was können wir vor allem von der US-amerikanischen Fanbindung lernen?

Rösner: Es gibt zum einen Fans, die wie bei uns im Stadion sind und hinter ihrem Team stehen. Es gibt aber auch Fans anderer Vereine, die sich Spiele ansehen, auch wenn ihr Team nicht spielt. Das konnte man bei den NFL-Euro-Games in London sehen. Es ist ein anderes, auf die Liga bezogenes Seh-Verhalten. Das wird die ELF für sich sicherlich nutzen.

SPONSORs: Wo platzieren Sie als TV-Sender die Investments, wie läuft das Zusammenspiel mit der Liga?

Rösner: Die Liga vermarktet die Banden, sie haben Ligasponsoren und ein Worldfeed-Signal, das wir auch nutzen. Wir verkaufen wiederum unsere Werbeinseln und vermarkten über den Sender unsere Presenting-Sponsoren und andere Rubriken. Das ist wie bei anderen Sportarten auch und wird in dem Fall ähnlich wie bei der NFL und im College-Football gehandhabt. Die Liga konstruiert das Event samt Rahmenshow, und wir dokumentieren das Ganze und strahlen es aus.

SPONSORs: Wie sehr helfen neue innovative Distributionswege wie Streaming-Plattformen.

Rösner: Wir zeigen es auf ProSieben Maxx, Joyn und Ran.de. Dort haben wir jeden Sonntag um 14.45 Uhr das Topspiel der Woche. Auf Ran.de streamen wir noch ein zusätzliches Live-Spiel am Samstagabend, das weiteren Public für die Liga bringt. Auch die Liga zeigt es noch und hat pro Region unterschiedliche Partner, was gut für eine breite Vermarktung ist.

SPONSORs: Herr Rösner, vielen Dank für das Gespräch.

Titelfoto: IMAGO / Kolvenbach

Meist geklickt

Fußball-Bundesliga: Diese großen Sponsoringpakete werden frei

In zwei Monaten ist die Bundesliga-Saison 2023/24 bereits Geschichte. In der Vermarktung rückt damit langsam, aber sicher die kommende Spielzeit in den Fokus. Eine SPOBIS-Analyse aktuell noch zu vergebender Sponsorings im Fußball-Oberhaus.

So lässt sich Nachhaltigkeit in Organisationen verankern: Zwei Best Cases aus der Fußball-Bundesliga

Auf Basis des DFL-Kriterienkatalogs und der allgemeinen EU-Regulatorik ergeben sich für die Bundesligisten immer mehr Handlungsfelder im Bereich der Nachhaltigkeit. SPOBIS gewährt Einblicke in die Konzepte des VfB Stuttgart und der TSG Hoffenheim.