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12. Sep. 2022

Hellmann über die Champions League: „Die Trauben hängen nun höher“

Axel Hellmann ist seit 2012 im Vorstand des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt, seit April 2021 deren Sprecher. In diesem Jahr tritt die Eintracht als einer von fünf deutschen Clubs in der Champions League an. Die Auswirkungen des fulminanten Europa-League-Sieges im Mai wirken noch nach. Hellmann spricht im SPONSORs-Interview über den Sprung in die Königsklasse mit neuen Herausforderungen, fortgeschrittene Verhandlungen mit dem Hauptsponsor und einen weiteren Top-Partner, dem er für seine Treue dankt.

SPONSORs: Herr Hellmann, Eintracht Frankfurt spielt diese Saison in der UEFA Champions League. Was waren die ersten Eindrücke? Wie aufregend und auch schön war das Ganze trotz der 0:3-Niederlage gegen Sporting Lissabon?

Hellmann: Es war für Eintracht Frankfurt ein historischer Tag. Das wurde nicht nur von mir, sondern von der ganzen Stadt, der Region, den Medien, Sponsoren, Fans und Spielern so gefühlt. Es war ein ganz besonderes Ereignis. Bis auf die Saison 1959/60, in der die Eintracht im Finale des damaligen Europapokals der Landesmeister Real Madrid unterlag, gab es in Frankfurt noch nie Champions League. Deswegen hat man schon in den Tagen vorher und am Spieltag selbst in der ganzen Stadt ein Knistern gespürt. Auch der sportliche Ausgang ändert nichts an der Größe des Moments. Das zu inhalieren und zu fühlen, empfinden wir als großes Privileg.

SPONSORs: Wie will der Verein diese Strahlkraft mittel- und langfristig nutzen?

Hellmann: Das geht nur im totalen Zusammenspiel zwischen dem, was auf dem Rasen passiert, und dem, was wir an großer Energie, auch von den Rängen nach ganz Europa transportieren. Wir wurden im letzten Jahr nicht nur wegen des Gewinns der Europa League wahrgenommen, sondern vor allen Dingen wegen der ungeheuren Begeisterung im Umfeld. Natürlich sind die sportlichen Erwartungen in der Champions League höher, die Trauben hängen nun höher. Das wird nichts an unserer großen Leidenschaft, unabhängig vom sportlichen Erfolg, ändern.

SPONSORs: Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat die Teilnahme an der Champions League für den Club?

Hellmann: Wir haben allein durch die Teilnahme an der Gruppenphase eine sichere Planungsgrundlage von mehr als 30 Millionen Euro. Es ist eine Kombination aus Startgeld, Marketingpool, Zuschauer- und Merchandisingeinnahmen. Plus Gelder aus dem Bereich Hospitality, die hier in Frankfurt signifikant sind. Wir werden hier ebenso ausverkauft sein, wie im restlichen Stadion, das heißt Logen, Businessbereiche, alles ist verkauft. Das ist die wirtschaftliche Seite. Aber natürlich kommt man über die Champions League in die globale Wahrnehmung. Man kann als Marke zum einen durch attraktiven und hochwertigen Fußball glänzen. Man kann zum anderen aber auch als Marke glänzen, wenn man diesen Wettbewerb in ein ganz besonderes emotionales Licht taucht. Das ist uns am ersten Spieltag mit der Choreografie und unserer Gastgeberrolle sehr gelungen. Wir werden jeden Champions-League-Spieltag zu einem Festtag machen.         

SPONSORs: Wie sieht es denn mit einem neuen Vertrag mit dem derzeitigen Trikot- und Hauptsponsor, dem Jobportal Indeed aus. Wie ist der Stand der Verhandlungen, und sind Sie in einer guten Verhandlungsposition?

Hellmann: Die Gespräche mit Indeed laufen, und sie sind auf einem guten und vertrauensvollen Niveau. Wir werden keine Wasserstandsmeldungen abgeben, aber Indeed ist erst einmal exklusiver Gesprächspartner. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir zu einer guten gemeinschaftlichen Fortsetzung kommen.

SPONSORs: Bisher hat Indeed rund 7,5 Millionen Euro jährlich bezahlt. Das dürfte zukünftig dann allerdings deutlich mehr werden, oder?   

Hellmann: Natürlich ist es unser Interesse, dass wir uns verbessern. Wir haben uns seit dem letzten Vertrag nicht nur bei den sportlichen Erfolgen verbessert, sondern auch in der Reichweitenentwicklung. Dazu haben wir bei der Markendarstellung des Clubs einen erheblichen Sprung nach vorne gemacht. Wir sind uns sicher, dass das am Markt auch anerkannt wird. 

SPONSORs: Ist die Zehn-Millionen-Euro-Marke zu knacken?   

Hellmann: Das halte ich für eine realistische Einschätzung. 

SPONSORs: Würden Sie also von stabilen Strukturen sprechen, vom Sportlichen bis zur Managementebene?

Hellmann: Ich bin mir sicher, dass die wirtschaftliche Stabilität und ein gutes Partnerumfeld, gerade nach der Covid-19-Krise und inmitten von Energiekrisen und Inflation, neben sportlicher Stabilität und Kontinuität im Management die wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Weiterentwicklung von Profi-Fußballclubs sind. Stabilität drückt sich bei uns nicht nur durch die Partnerschaften mit Indeed und Nike aus, sondern auch durch die Partnerschaft mit der Deutschen Bank. Ohne die Entscheidung der Deutschen Bank im März 2020, also mitten während des ersten Covid-19-Ausbruchs, den Partnervertrag mit der Namensgebung für das Stadion und die operativen Themen der Zusammenarbeit, wie das Bezahlsystem, mit uns abzuschließen, wären die sportlichen Erfolge und der Sieg in der Euro League letzte Saison nicht möglich gewesen. 

SPONSORs: Wie überlebenswichtig war denn der Sieg in der Europa League und die damit einhergehende Qualifikation für die Champions League, gerade auch wegen der hohen Verluste durch die Pandemie?

Hellmann: Sehr wichtig. Wir haben über 30 Millionen Euro operativen Verlust durch die Pandemie gehabt. Das hat unser Eigenkapital, das wir durch eine gute sportliche Entwicklung und gute Vertragsabschlüsse aufbauen konnten, aufgezehrt. Durch den Gewinn der Euro League und der Teilnahme in der Champions League waren wir in der Lage, die Mannschaft zumindest zu halten. Das ist die Herausforderung, der wir, aber auch andere Traditionsvereine, die viel stärker von Einnahmen durch Zuschauer, Hospitality und Sponsoren anhängen, sich stellen müssen. Uns hat die Krise stärker getroffen als von Investoren geführte Clubs. Niemand von außen gleicht die Verluste aus. Deshalb ist es so wichtig gewesen, dass wir uns durch die Zusatzeinnahmen aus der Euro League wirtschaftlich stabilisieren konnten. 

SPONSORs: Herr Hellmann, vielen Dank für das Gespräch.

Titelfoto: SPONSORs / picture alliance

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