SPONSORs: Herr Schmidt, die Private-Equity-Firma Thomas H. Lee Partners, L.P. (THL), BMW i Ventures und Telekom Innovation Pool (TIP) investieren kumuliert 130 Millionen US-Dollar in Kinexon. Warum haben Sie sich gerade für die drei neuen Investoren entschieden? Was für ein Know-how bringen die neuen Partner mit?
Schmidt: Mit THL kommt einer der weltweit führenden Investoren in Sachen Automatisierung an Bord. Sie verfügen hier über ein starkes Netzwerk, einen beeindruckenden Track-Record und umfangreiche Expertise, zum Beispiel beim Thema Erschließung des US-amerikanischen Marktes. Mit BMW i Ventures kommt ein langjähriger Kunde und Partner dazu, bei dem wir inzwischen als das Rückgrat für die vollständige Digitalisierung der Produktion fungieren. Gemeinsam setzen wir international im Industriegeschäft neue Standards. Mit der Deutschen Telekom als führender Player in Sachen Vernetzung ist das Trio komplett. Das Beispiel 5G zeigt, dass Vernetzung und Echtzeit-Kommunikation entscheidende Zutaten der nächsten Ära sind – nicht zuletzt für den Sport Content.
SPONSORs: Sie wollen das eingesammelte Geld unter anderem dafür nutzen, die Entwicklung der Automatisierungstechnologie von Kinexon zu beschleunigen und die Expansion in Nordamerika und Europa fortzusetzen. Wie sollen diese Ziele konkret erreicht werden?
Schmidt: Wir werden unser Team in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie Go-to-Market massiv ausbauen – in Nordamerika sowie in Europa. Darüber hinaus werden wir unser Partnernetzwerk kontinuierlich erweitern. Indem wir unsere Entwicklungsanstrengungen beschleunigen, werden wir unseren Kunden künftig noch mehr Nutzen bieten können. So können wir dazu beitragen, dass sie als Vorreiter der digitalen Transformation hervorgehen.
SPONSORs: Was sind die nächsten großen Projekte von Kinexon?
Schmidt: Erst jüngst haben wir bekanntgegeben, dass der mit Select entwickelte „Brillant Super iBall“ die Zertifizierung „FIFA Quality Pro“ erhalten hat. Somit ist er der weltweit erste Tracking-Ball, der für den offiziellen Spielbetrieb zugelassen ist. Er macht sein Debüt in der Play-off-Serie der ersten portugiesischen Fußballliga Ende Mai. Darüber hinaus haben wir noch einige wegweisende Sportinnovationen im Repertoire, die wir in den nächsten Wochen und Monaten noch verkünden werden.
SPONSORs: Im Sport arbeiten Sie unter anderem mit nationalen Partnern wie der Liqui Moly Handball-Bundesliga (HBL), Bayer 04 Leverkusen, dem VfL Wolfsburg sowie RB Leipzig zusammen. Dazu kommen internationale Kunden wie die FIFA und 80 Prozent der NBA-Teams. Wie wollen Sie dieses Portfolio weiter ausbauen?
Schmidt: Für die großen Innovationstreiber der Branche möchten wir Ansprechpartner Nummer eins sein, wenn es um Performance-Tracking und -Analyse geht. So möchten wir zukünftig unser Portfolio weiter sinnhaft skalieren – und das sportart- und länderübergreifend. Dabei zielen wir weiter auf die Märkte in Europa und Nordamerika ab, während aber auch Asien immer interessanter wird. Ein großes Wachstumspotenzial sehen wir vor allem im Frauensport. In den USA arbeiten wir bereits mit einer Vielzahl an Frauenteams im Basketball und Volleyball zusammen, wohingegen wir in Europa noch am Anfang stehen.
SPONSORs: Welches Potenzial sehen Sie noch im Bereich des Live-Trackings im Sport? Was ist technologisch in Zukunft noch möglich?
Schmidt: Die automatisierte Zusammenführung von verschiedenen Daten- und Tracking-Quellen in Echtzeit steckt nach wie vor in den Kinderschuhen. Zukünftig werden Insellösungen im Sport zunehmend verschwinden. Intelligente, verknüpfte Systeme werden hingegen immer stärker Einzug halten. Das hilft Sportarten wie dem Fußball, Basketball oder Handball, stetig bessere und schnellere Entscheidungen basierend auf validen Daten treffen zu können. Im Bereich Fan-Engagement werden Live-Daten ein interaktives und hautnah erlebbares Sporterlebnis schaffen können – und das auch vom Sofa aus. Insbesondere für das junge Publikum wird der Sport so greifbarer, interessanter und faszinierender.
SPONSORs: Sowohl BMW als auch die Telekom waren bereits vor ihrem Einstieg als Investor Kunden von Kinexon. Können Sie sich eine solche Konstellation auch im Sport vorstellen?
Schmidt: Im Sport haben wir schon ähnliche Konstellationen. So hat beispielsweise David Blitzer bereits 2017 in Kinexon investiert. Zuvor haben wir länger mit seinen US-Teams, unter anderem den Philadelphia 76er, erfolgreich zusammengearbeitet. Es ist erfreulich zu sehen, dass unsere Value Proposition für Sportvereine und Clubs sowie die erfolgreiche Zusammenarbeit überzeugen. Wir wollen derartige Konstellationen für die Zukunft nicht ausschließen.
SPONSORs: Lassen Sie uns zum Ende des Interviews auch noch einmal auf Ihre Geschäftszahlen blicken. Im Dezember 2020 haben Sie als Unternehmen im Gespräch mit SPONSORs das Ziel ausgegeben, spätestens 2022 profitabel zu sein. Wie hilft Ihnen die neue Finanzspritze bei der Erreichung dieses Ziels?
Schmidt: Die Finanzierung gibt uns nochmal neue Möglichkeiten in Sachen Skalierung. Wir können umfassender in Innovationsführerschaft, Internationalisierung und die Durchdringung einzelner Märkte investieren. Dabei werden wir weiterhin die nachhaltige Profitabilität unseres Geschäftsmodells im Auge behalten.
SPONSORs: Herr Schmidt, vielen Dank für das Gespräch.
Foto: Kinexon