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20. März 2023

Mit Energiesparen zum Erfolg: Fünf Beispiele für die Trendwende

Zwischen der Kaffeemaschine und einer teuren Rasenheizung liegt viel Einsparpotenzial bei den Proficlubs. Wir zeigen auf, wo sich sparsames Energiemanagement rechnet.

Ab der kommenden Saison wird es ernst. Als erste große Profifußball-Ligen nehmen die Bundesliga und die 2. Bundesliga Nachhaltigkeitskriterien verpflichtend in ihre Lizenzierungsordnung auf.  Im Herbst 2022 empfahl das Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) zudem, allen Clubs für die laufende Saison 2022/23 dringend ein individuelles Energie-Einsparziel in Höhe von 15 bis 20 Prozent. Die Umsetzungen sind sehr individuell und schwer quantifizierbar, nicht nur beim Fußball. Die Maßnahmen sind vielfältig und reichen vom einfachen Ausschalten des Stand-by-Modus nachts für Kaffeemaschinen bis hin zum Runterfahren der Rasenheizung oder Weglassen des Flutlichts und der mit hohem Energieaufwand künstlich bestrahlten Spielfelder. 

Borussia Mönchengladbach und Rasenbeleuchtung

Wegen der Energiekrise war nicht nur wegen der Nachhaltigkeit im vorigen Winter Sparen angesagt. Die Verantwortlichen bei Borussia Mönchengladbach handelten. Sämtliche Energiequellen kamen auf den Prüfstand: vom Computer oder der Kaffeemaschine im Stand-by-Betrieb bis hin zur Rasenbeleuchtung und -beheizung. Benjamin Muckel, Abteilungsleiter Betriebs- & Veranstaltungstechnik,und seine Kollegen vom Stadionbetrieb sind mit Messgeräten durch den Borussia-Park gezogen. 

Täglich verbraucht der gesamte Borussia-Park zusammengerechnet etwa 6.000 Kilowattstunden (kWh) Strom. An Spieltagen sind es sogar 18.000 kWh. Zum Vergleich: Eine vierköpfige Familie verbraucht circa 4500 kWh – im Jahr. Insgesamt 35 Energiesparmaßnahmen wurden beschlossen und teilweise bereits umgesetzt. Die Bewegungsmelder in den Fluren reagieren nun erst, wenn es draußen dämmert, dadurch sparen die Gladbacher auf jeder Etage 500 Euro im Jahr. Die Kaffeemaschinen über Nacht auszuschalten, bringt im Jahr 50 Euro pro Maschine, bei einem Arbeitsplatz mit Computer sind es fünf Euro. 

Doch die größten Energiefresser stehen auf dem Rasen. Die fahrbare Rasenbeleuchtung sorgt dafür, dass der Rasen im schattigen Borussia-Park nicht zu sehr leidet. Allein sie macht ein Drittel des VfL-Stromverbrauchs aus und kostet 240.000 Euro pro Jahr. Statt 24 Stunden läuft sie nun aber nur noch 16 Stunden am Tag. Die Beleuchtungszeit soll weiter auf zwölf Stunden am Tag sinken. Hier gibt es ein enormes Einsparpotenzial. 600.000 kWh Energie können gespart werden, bei vertretbarem Qualitätsverlust. 80.000 Euro werden so derzeit jährlich eingespart.  

Fortuna Düsseldorf und VIP-Logen

Fortuna Düsseldorf und Arena-Betreiber D.Live haben im September 2022 gemeinsam weitere Einsparmaßnahmen für die Merkur Spiel-Arena an den Heimspieltagen der Fortuna beschlossen. Diese beinhalten, dass bei Tagesspielen kein Licht auf den Umlauf-Promenaden der Arena angeschaltet wird. Außerdem werden die Promenaden nicht mehr be- und entlüftet, sondern es werden die Außentüren geöffnet, um für ausreichend Durchzug zu sorgen. Bei hohen Temperaturen werden geschlossene Bereiche ab sofort nicht mehr klimatisiert. Bei niedrigen Räume nur noch auf 19 Grad Celsius temperiert. Das entspricht der empfohlenen Temperatur für Büroräume. 

Die Promenadenflächen werden auch bei Kälte nicht mehr beheizt und das Licht ist dort nahezu vollständig auf LED umgerüstet. An Spieltagen ohne Tageslicht werden somit 50 Prozent Energie eingespart. Zudem sind die Regelungsparameter für die Raumtemperatur in den VIP-Logen und im Merkur Business Club bereits angepasst und um zwei Grad gesenkt worden. 2023 wird die Sportfeldbeleuchtung umgebaut, wodurch eine Einsparung von bis zu 37 Prozent erwartet wird. 

Auch die Stadion-Außenbeleuchtung wird aufgrund von Sparmaßnahmen drastisch reduziert. (Foto: IMAGO / Revierfoto)

Auch die Stadion-Außenbeleuchtung wird aufgrund von Sparmaßnahmen drastisch reduziert. (Foto: IMAGO / Revierfoto)

Allianz Arena wird reduziert beleuchtet

Die Allianz Arena in München, Heimspielstätte des FC Bayern, wurde für die WM 2006 komplett neu gebaut. Das Thema Nachhaltigkeit war von Anfang an wichtig. Das Umweltmanagement-System EMAS prüft seitdem die Einhaltung des Umweltschutzes und zertifiziert diesen. Die ökologischen Richtlinien regelmäßig umzusetzen und zu monitoren, kostet den Arenabetreiber eine kleine fünfstellige Summe pro Jahr. Seit fünf Jahren werden die einzelnen Projekte alle vier Wochen intern kontrolliert und gegebenenfalls abgehakt. „In das Thema ist ein Turbo reingekommen“, sagt Jürgen Muth, Geschäftsführer der Allianz Arena. Große Themen sind die CO2-Vermeidung sowie die Erhöhung des selbsterzeugten Stroms. Der Weggang von fossilen Brennträgern bedeutet, immer unabhängiger von Gaspreisen zu werden. Ziel ist es, mittelfristig die komplette Energie, die im Stadion gebraucht wird, regenerativ zu erzeugen. Auch die Rasenheizung wird von Gas auf eine Luft-Wärmepumpe umgestellt.

Wegen der Energiekrise hat sich der FC Bayern zunächst dazu entschlossen, die Beleuchtung der Allianz Arena nachts von sechs auf drei Stunden zu reduzieren. Mittlerweile wird das Stadion seit Monaten nur noch an Spieltagen beleuchtet, da das aus Sicherheitsgründen notwendig ist. 60.000 Euro werden somit im Jahr eingespart: überschaubar im Vergleich zu dem jährlich fälligen Millionenbetrag für Energie, um das hochmoderne Stadion zu betreiben. „Das Signal ist entscheidend“, sagt Muth. In München werden alle öffentlichen Gebäude bis zum 15. April aktuell nicht beleuchtet. Auch hier ist der FC Bayern mit dabei. Der Richtwert der DFL, zwischen 15 und 20 Prozent Energie einzusparen, ist dennoch enorm. Selbst ein sehr gut organisierter Großverein wie der FC Bayern muss viel dafür tun: Er verringert zu den genannten Maßnahmen die Raumtemperaturen im Winter, lässt höhere Temperaturen im Sommer zu und drosselt die Lüftung und Klimatisierung. 

Dünneres Eis spart im Eishockey Strom und sorgt für bessere Sicht, auch der Werbung. (IMAGO / Mika Volkmann)

Dünneres Eis spart im Eishockey Strom und sorgt für bessere Sicht, auch der Werbung. (IMAGO / Mika Volkmann)

DEL mit weniger Eis 

Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) hält seine Vereine an, dünneres, heruntergekühltes Eis zu benutzen. Beim extrem energieintensiven Kufensport wird somit Strom gespart. Deshalb gibt die DEL den 15 Vereinen eine Maximaldicke von 3,5 Zentimetern für ihre Hallen vor. Bei einigen ist diese zuvor bis zu sechs Zentimeter dick gewesen, sodass für das Auf- und Abtragen viel mehr Energie benötigt wurde. Zur richtigen Eispflege gehören auch die Isolierung der Halle und ein optimales Lüftungs- und Kühlsystem, um Energie zu sparen. 

Das Eis für den Sport tauglich zu machen, ist ein aufwendiger Prozess. Wenn das Eis benutzt wurde, trägt die Eismaschine anschließend von oben die Nutzschicht ab. Anschließend wird warmes Wasser darauf gegossen, das wieder festfriert. Wenn Eis für die frischgemacht wurde, ist die Spielfläche ganz klar. Auch die Werbung, die darunterliegt, ist gut erkennbar. Bei dünnem Eis hat man also einen besseren, klareren Blick auf das, was sich unterhalb des Pucks und der Spieler abspielt, und es spart Energie. Auch die Bespielbarkeit wird besser, weil das Eis härter ist. 

Das Energie-Einsparpotenzial hängt vor allem auch davon ab, wie warm das Wasser ist, mit dem die Eispflege gemacht wird. Die Temperaturen bewegen sich zwischen 30 und 80 Grad. Es wird warm gemacht, weil die Oberfläche zunächst angetaut werden muss. Mittlerweile werden hier aus Energiespargründen eher 30 Grad empfohlen.

Karlsruher SC fährt Flutlicht runter

Einer der Bereiche mit dem größten Einsparpotenzial bei nahezu allen Fußball-Proficlubs ist das Flutlicht, das bei bestimmten Licht- und Wetterverhältnissen auch der Gewährleistung hochauflösender Bilder der TV-Produktion dient. Im vergangenen Sommer hatte sich die DFL intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt und in diversen Stadien Tests durchgeführt, um Einsparpotenzial zu prüfen. Im Ergebnis wurde das Flutlicht bei Spielen der Bundesliga und 2. Bundesliga vor allem in den Monaten mit mehr Tageslicht deutlich häufiger ausgelassen als in der Vergangenheit.

Ein Beispiel: Mitte August 2022 verzichtete der KSC nach Absprache mit der DFL eine Halbzeit lang auf das eigentlich obligatorische Flutlicht. Nun steht fest: Das wird kein Einzelfall bleiben. Je nach Witterungsbedingungen wird seitdem das Flutlicht entweder gar nicht angeschaltet oder später. In den Wintermonaten ist dies schwieriger als im Sommer. Doch bleibt das Flutlicht aus, werden pro Spiel 1200 Kilowattstunden eingespart, das entspricht rund 420 Euro. Der Verein ist im ständigen Austausch mit dem DFL-Unternehmen Sportcast, das für die Fernsehübertragung zuständig ist.

Im Deutsche Bank Park von Eintracht Frankfurt wurde wiederum während der Winterpause eine neue und energiesparende Flutlichtanlage installiert. Die hocheffizienten LED-Leuchten sorgen seitdem dafür, dass die Heimspiele unter besten Lichtverhältnissen stattfinden. Die Beleuchtungsstärke von mehr als 2.000 Lux horizontal erfüllt zudem die Anforderungen des UEFA Elite Level A. Die neuen LED-Fluter sind dabei deutlich sparsamer als die veralteten Halogenstrahler. Um die Helligkeitswerte des alten Flutlichts zu erreichen, braucht das neue lediglich 50 Prozent der Stromleistung. Somit ist die neue Anlage im direkten Vergleich also etwa doppelt so energieeffizient.

IMAGO / Eibner

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