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04. Okt. 2021

Teamviewer-EVP Beyschlag: „Sind überzeugt, dass uns Sponsoring beim Wachstum helfen wird“

Bis 2023 will das Göppinger Unternehmen Teamviewer die Umsatz-Milliarde knacken. Wie bei Großkunden und im Massenmarkt weltweite Sponsoringpartnerschaften wie das Hauptsponsoring von Manchester United und den Mercedes-Teams in der Formel 1 und Formel E helfen und mit welchem ROI Teamviewer rechnet, hat Georg Beyschlag, der bei Teamviewer als Executive Vice President Strategy & Corporate Development fungiert, im Gespräch mit SPONSORs erklärt.

SPONSORs: Herr Beyschlag, fünf Sponsoren haben es in der Vergangenheit auf die Trikotbrust von Manchester United geschafft. Zur Saison 2021/22 ist mit Teamviewer ein sechster hinzugekommen. Wie kam es zu der Partnerschaft mit den „Red Devils“?

Beyschlag: Wir haben im vergangenen Jahrzehnt ein beeindruckendes Wachstum hingelegt – und das rein organisch über ein virales Produkt. Unser nächstes Ziel ist jetzt, ein globales Technologieunternehmen zu werden. Wir haben eine klare strategische Idee, wie wir weiterwachsen wollen, und ein globales Sales-Team, das unsere Produkte an den Markt bringt. Aber es braucht dazu auch eine starke globale Marke und Bekanntheit. In einer internen Analyse haben wir festgestellt, dass es für uns trotz eines knapp 70-köpfigen Marketing-Teams nahezu unmöglich ist, alle Marketing-Kanäle weltweit zu bespielen. Manchester United bietet uns nun die Plattformen, die eine Breitenwirkung ermöglichen und zugleich einzigartigen Content liefern.

SPONSORs**:** Das Trikotsponsoring bei ManUnited lassen Sie sich nach SPONSORs-Informationen rund eine Viertelmilliarde Euro über die kommenden fünf Jahre kosten. Wie lief der Auswahlprozess für dieses massive Invest?

Beyschlag: Die Zahlen kann ich nicht kommentieren, sehr wohl aber den Prozess. Für unsere Ansprüche war es wichtig, dass es eine hoch emotionale Marke ist, bei der wir einsteigen. Deswegen haben wir zum Beispiel eine Partnerschaft mit einer Liga relativ schnell ausgeschlossen. Manchester United ist eine der Top-3-Brands im weltweiten Fußball, die uns bei den definierten Zielen extrem weiterhilft. Zusätzlich haben wir uns für eine Partnerschaft mit den Mercedes-Teams in der Formel 1 und Formel E entschieden. Gerade die Formel 1 ist ein globales Sportevent, das jedes Jahr in vielen attraktiven Märkten stattfindet und enorme Reichweiten mit sich bringt.

SPONSORs**:** Wie unterscheiden sich die beiden Sponsoring-Engagements voneinander?

Beyschlag: Mit ManUnited haben wir sicherlich vor allem das Klein- und Privatkunden-Geschäft im Fokus, während wir mit Mercedes vor allem unsere sogenannten Enterprise-Kunden direkt ansprechen. Wir können mit den beiden Sponsorings also unsere gesamte Palette abdecken.

SPONSORs**:** Welche konkreten Ziele sind damit verbunden?

Beyschlag: In Deutschland kennen uns die Menschen, weil sie mal der eigenen Oma per Remote-Software geholfen haben oder sich der IT-Kollege auf den Computer geschaltet hat. Das wird unser Wachstum aber in Zukunft nicht mehr nachhaltig befeuern. Für uns geht es darum, zu transportieren, dass wir viel mehr Produkte und Lösungen anbieten. Diese Message zu verbreiten, ist eines unserer Hauptziele für die nächsten ein bis zwei Jahre, das wir auch dank unserer Sponsorings erreichen wollen.

SPONSORs**:** Teamviewer setzt vor allem auf die USA und Asien als zukünftige Wachstumsmärkte. Nicht nur Manchester United hat in diesen Märkten viele Fans, auch Cristiano Ronaldo ist dort ein Superstar. Wie sehr haben Sie sich über die Rückkehr des fünfmaligen Weltfußballers zu Manchester United gefreut?

Beyschlag: Klar ist das ein absoluter Glücksfall für uns. Wir sehen schon jetzt, wie groß der Reichweite-Hebel von Cristiano Ronaldo ist. Das ist wirklich genial für Teamviewer und kommt für uns als neuer Trikotsponsor natürlich passgenau. Die zusätzliche Strahlkraft nehmen wir gern mit und freuen uns darauf, was wir in den nächsten Jahren gemeinsam erreichen können.

SPONSORs**:** Laut einer Analyse von Nielsen Sports hat Manchester United in der Woche nach Bekanntgabe des Transfers auf den Club-eigenen Kanälen Facebook und Instagram insgesamt 19 Posts über Cristiano Ronaldo veröffentlicht, bei denen Teamviewer als Trikotsponsor zu sehen war. Allein diese Beiträge haben einen kumulierten Werbewert von 1,5 Millionen Euro generiert. Was beinhaltet das Sponsoringpaket mit den „Red Devils“ abseits der Trikotpräsenz noch?

Beyschlag: Wir haben in unseren Verhandlungen schnell gemerkt, dass ManUnited das Bestreben hat, ein innovativer und hoch technologisierter Fußballclub zu sein. Dabei wollen wir bestmöglich unterstützen. Beispielsweise konnten ManUnited-Fans nach dem Ronaldo-Wechsel mit AR-Technologie schauen, ob ihnen das blaue oder rote Trikot mit der Nummer sieben besser steht. Das sind für uns wichtige Gimmicks in der Vermarktung, weil sie unsere Technologien super transportieren und einer breiten Masse zugänglich machen.

SPONSORs**:** Wo liegen noch Schwerpunkte in der Partnerschaft?

Beyschlag: Wir sind gerade dabei, gemeinsam mit Manchester United integrierte Lösungen zu entwickeln: beispielsweise wie sich das Old Trafford mithilfe von IoT-Daten steuern lässt. Gleiches machen wir auch für Mercedes. Dort wollen wir unter anderem ermöglichen, den Windkanal remote zu steuern.

SPONSORs**:** Ein strategisches Wachstumsfeld für Teamviewer ist sicher die angesprochene Augmented Reality. Hier hat Teamviewer zuletzt auch mit einigen Zukäufen den Bereich der AR-Anwendungen ausgebaut und zum Beispiel eine App für den Consumer-Bereich gelauncht. Was sind die nächsten Schritte?

Beyschlag: Für uns als Unternehmen geht es darum, nicht stehen zu bleiben. Denn dafür ist die Industrie zu schnelllebig. Wir versuchen vielmehr weiterzudenken. Es gibt noch viele Bereiche, die nicht digitalisiert sind – sei es im Service, in der Produktion oder in der Logistik. Hier versuchen wir mit neuen Technologien zu unterstützen. Augmented Reality ist eine davon. Unser Lieblingsfall ist im Lager von DHL, wo sich jemand mit AR-Brille bewegt und so genau sieht, wohin er laufen muss. Solche Lösungen gilt es für die Industrie zu entwickeln und am Markt zu platzieren, ansonsten werden wir in zehn Jahren nicht mehr konkurrenzfähig sein.

SPONSORs**:** Im Old Trafford ist unter anderem ein „Innovation Hub“ für Partner und Kunden geplant. Was wird dort konkret geboten?

Beyschlag: Wir wollen den Stadionbesuch digitaler machen. Dabei denken wir beispielsweise daran, mithilfe von AR-Technologie virtuelle Stadiontouren in der Halbzeitpause anzubieten. Ein anderes Anwendungsbeispiel ist, dass die Fans in den Onlineshop gehen können und die gekauften Produkte dann an den Sitzplatz geliefert werden.

SPONSORs**:** Hologramm-Technologie soll ebenfalls zum Einsatz kommen.

Beyschlag: Das ist natürlich extrem interessant für Manchester United. Nicht umsonst ist unser gemeinsamer Slogan „Bringing You Closer“. Der Club will eine starke Bindung zu seinen Fans herstellen. Das ist digital natürlich viel enger und häufiger möglich. Deshalb sind solche Kampagnen genau das Richtige, um die Interaktion mit dem Team zu fördern und den Fans das Gefühl zu geben, näher dabei zu sein. Unser Credo lautet: „We are connecting devices. We are connecting people.“ Genau das tun wir auch in Bezug auf Spieler und Fans.

SPONSORs**:** Teamviewer hat im Marketing in der Vergangenheit relativ wenig ausgegeben und eigentlich kaum in Markenbildung investiert. Warum ist die Strategie so massiv geändert worden?

Beyschlag: Für uns war klar: Wenn wir ins Sportsponsoring einsteigen, dann richtig. Das passt auch zur Unternehmensphilosophie: Unser Schritt an die Börse vor zwei Jahren war ebenfalls mutig. Natürlich haben wir viel Geld in die Hand genommen. Unser Anspruch als Firma ist es, jedes Jahr um 20 bis 30 Prozent zu wachsen. Wir sind absolut davon überzeugt, dass uns das Sponsoring beim Wachstumskurs helfen wird.

SPONSORs**:** An welchen KPIs machen Sie den Erfolg der Sponsorings fest?

Beyschlag: Da geht es natürlich um Reichweite und Bekanntheit. Darüber hinaus wollen wir mit unserem Produkt im Vergleich zu unseren Wettbewerbern die erste Wahl der Kunden werden. Letztendlich geht es aber vor allem darum, unsere Umsätze zu steigern. Ein direkter Transfer ist natürlich immer schwer zu messen, aber das ist bei jeder Werbeanzeige genauso.

SPONSORs**:** Für die investierten Summen hätte Teamviewer bei vielen großen Marken im Sport einsteigen können. Auch die PGA Tour im Golf soll ein Thema gewesen sein, genauso eine Partnerschaft mit einer der großen US-Ligen. Warum haben Sie davon wieder Abstand genommen?  

Beyschlag: Natürlich haben wir zuerst an die USA gedacht, weil wir dort noch unterrepräsentiert sind und es gleichzeitig der größte Softwaremarkt der Welt ist. Da gab es auch wirklich interessante Mannschaften. Wenn man sich aber die Vertragssituation dort anschaut, ist das noch viel komplexer als in Europa. Dazu kommt, dass der Erfolg und die Vermarktung im US-Sport meiner Meinung nach stärker von einem Superstar im Team abhängen. Deswegen haben wir uns letztendlich dagegen entschieden. Wohl wissend, dass ManUnited einer der wenigen Fußballclubs mit einer enormen Strahlkraft in den USA ist.

SPONSORs**:** Herr Beyschlag, vielen Dank für das Gespräch.

Foto: SPONSORs / picture alliance

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