Für RB Leipzig hat sich die erste Saisonvorbereitung außerhalb Europas mehr als gelohnt. Im Interview mit SPOBIS spricht Geschäftsführer Johann Plenge über positive Effekte der US-Tour und künftige Auslandsreisen seines Clubs.
SPOBIS: Herr Plenge, Sie haben mit RB Leipzig erstmals in Ihrer 15-jährigen Clubgeschichte eine Saisonvorbereitung außerhalb Europas absolviert. Warum haben Sie sich für die USA als Reiseziel entschieden?
Plenge: Die Bundesliga bietet einen tollen Wettbewerb, füllt Stadien und begeistert Fans in Deutschland und auf der ganzen Welt – gerade auch in den USA. Dieser Sportmarkt ist daher nicht nur für uns als Club, sondern auch für die DFL ein sehr wichtiger Zielmarkt in Bezug auf die Auslandsvermarktung. Amerika war schon immer ein bedeutender Sportmarkt, aktuell aber durch die Weltmeisterschaft 2026 und die rasante Entwicklung des Fußballs dort umso mehr.
SPOBIS: Wie sah die Planung für die US-Tour aus? Welche Partner haben Sie bei der Organisation und Umsetzung unterstützt?
Plenge: Wir kennen den Fußballmarkt in den USA sehr gut; selbstverständlich hilft dabei auch die Expertise der New York Red Bulls. Hinzu kommt, dass wir mit Red Bull, Puma, IHG Hotels, BMW und seit kurzer Zeit auch Wayfair globale Partner an unserer Seite haben, die ebenfalls schon lange in den USA präsent sind. Wir hatten also bereits viel internes und externes Know-how – das war sehr hilfreich. Bei uns im Club hat sich der Bereich „International Development“ rund ein Jahr mit den Planungen beschäftigt, unterstützt von Kolleginnen und Kollegen aus den jeweiligen Fachabteilungen.
SPOBIS: Welche strategischen Ziele haben Sie mit Ihrer US-Tour verfolgt?
Plenge: Wir wollten in diesem Sommer das Gesicht der Bundesliga in den USA sein, und das ist uns gelungen. Diese Reise war der nächste logische Schritt in unserer Entwicklung. Unser Club wurde erst vor 15 Jahren gegründet – mittlerweile gehören wir zu den Top 10 in Europa. Das weckt natürlich auch Interesse und Nachfrage in anderen Regionen. Mit der US-Tour wollten wir diesem internationalen Interesse gerecht werden, RB Leipzig in die Welt tragen und unseren Club, unsere Marke und unsere Spieler erlebbar und greifbar machen.
SPOBIS: Kann eine einwöchige Reise in Bezug auf die Wahrnehmung von RB Leipzig im US-amerikanischen Markt überhaupt langfristig etwas bewirken?
Plenge: Ja das kann sie, weil wir die Tour nachhaltig gestalten und dies kein einmaliger Ausflug war. Daher gilt ab sofort: Nach der Reise ist vor der Reise. Wir haben durch unsere zahlreichen Aktivierungsmaßnahmen in New York und Miami unsere Visitenkarte abgegeben und unser Netzwerk deutlich erweitert. Das wird uns mittelfristig nutzen, allerdings gibt es auch schon viele kurzfristige positive Effekte.
„Wir wollten in diesem Sommer das Gesicht der Bundesliga in den USA sein, und das ist uns gelungen.“ (Foto: RB Leipzig)
SPOBIS: Welche sind das?
Plenge: Wir werden zeitnah einen neuen Partner präsentieren können, der seinen Sitz in den USA hat. Zudem hat der TV-Sender CBS, der bereits unsere beiden Spiele in den USA gegen Aston Villa und die Wolverhampton Wanderers live übertragen hat, am Wochenende auch unser Testspiel gegen Paris St. Germain aus der Red Bull Arena gezeigt. Damit haben sowohl RB Leipzig als auch die Bundesliga eine deutlich größere Präsenz in den USA erlangt. Das wäre ohne die vor Ort geknüpften Kontakte sicher nicht so kurzfristig und problemlos möglich gewesen.
SPOBIS: Welche Aktivierungsmaßnahmen haben Sie unternommen, um Ihren Club in den USA bekannter zu machen und einen Beitrag zur Bundesliga-Auslandsvermarktung zu leisten?
Plenge: Wir haben innerhalb einer Woche rund 30 Termine absolviert und dabei ein breites Spektrum abgedeckt. Das reichte von öffentlichen Trainingseinheiten und dem Besuch einer deutschen Schule über ein Training mit dem NFL-Team der New York Giants bis hin zur Trikotpräsentation mit unserem Partner Puma am Times Square.
SPOBIS: Wofür haben Sie die US-Tour darüber hinaus genutzt?
Plenge: Ein Highlight war auch der Einsatz neuer Kameraperspektiven beim Testspiel gegen Aston Villa: Mit dem Einsatz von Bodycams, einer Kamera in unserer Kabine und einer FPV-Drohne, die nur wenige Meter über den Köpfen der Spieler schwebte, ist es uns gelungen, Fußballfans weltweit spannende, neue Einblicke zu bieten. Innovative Ansätze sind schon immer Teil unserer Club-DNA und in allen Bereichen sehr präsent.
SPOBIS: Welche Resonanz haben Sie für Ihre zahlreichen Aktivitäten erhalten? Wie sehen die KPIs aus?
Plenge: Bei jeder Maßnahme haben wir vorab festgelegt, welchen Nutzen sie für uns haben soll. Dabei ging es im Wesentlichen um den Bekanntheitsgrad des Clubs im Markt, die Werte, die mit RB Leipzig assoziiert werden, die Anzahl der Views auf den unterschiedlichen Kanälen, die Medienberichterstattung und den generierten Medienwert. Wir schließen gerade die erste Auswertungsphase ab, aber bereits jetzt kann man sagen, dass nahezu alle Maßnahmen und Termine einen deutlich positiven Effekt auf RB Leipzig und die Bundesliga hatten.
SPOBIS: Immerhin vier Ihrer aktuell 24 Sponsoren haben ihren Hauptsitz in den USA. Welche Wachstumschancen sehen Sie im B2B-Bereich auf dem US-amerikanischen Markt?
Plenge: Nicht nur für unsere Partner mit Hauptsitz in den USA, sondern auch für Red Bull, Puma, BMW und DHL ist dieser Markt von großer Bedeutung. In den Verhandlungen mit Puma gab es beispielsweise die klare Erwartung, dass wir unsere erste internationale Tour sehr zeitnah antreten würden. Wir sehen also im B2B-Bereich große Wachstumschancen: Die kürzlich verkündete Zusammenarbeit mit Wayfair unterstreicht dies, und weitere Partnerschaften werden folgen.
SPOBIS: Sie haben Ihre US-Reise zusätzlich genutzt, um viele verschiedene Partner zu treffen und Ihr Netzwerk zu erweitern. Was nehmen Sie aus diesen Treffen – auch mittel- bis langfristig – mit?
Plenge: Unter anderem konnten wir unsere Gespräche mit dem Management der MLS fortsetzen und über die Organisation und Vermarktung von Fußball in Nordamerika und Europa sprechen. Vor einigen Monaten war bereits eine Delegation um MLS-Commissioner Don Garber zu Gast in Leipzig. Unser Besuch im New Yorker Office war ein sehr besonderer Termin – und es wird sicherlich nicht die letzte Zusammenarbeit zwischen der MLS und RB Leipzig gewesen sein. Genau das ist unser Ziel.
SPOBIS: Wie können US-Sport und Bundesliga voneinander lernen?
Plenge: Wir waren beispielsweise auch bei den Brooklyn Nets zu Gast. Dabei haben wir uns damit beschäftigt, was die NBA und insbesondere die Nets unternehmen, um in Europa für ihren Basketball zu werben. Da gibt es also viele Parallelen. Darüber hinaus ist es äußerst inspirierend zu sehen, was den Zuschauern rund um einen Spieltag in der NBA geboten wird.
„Abgesehen von Nordamerika haben wir auch in Südamerika viele Fußballfans, die unsere Entwicklung verfolgen, vor allem in Brasilien.“ (Foto: RB Leipzig)
SPOBIS: Wie fällt Ihr Gesamtfazit aus? Was sind die wichtigsten Learnings, die Sie von Ihrer ersten Übersee-Tour mitnehmen? Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial für zukünftige Auslandsreisen?
Plenge: Diese Reise war wichtig für RB Leipzig, aber auch für die Bundesliga. Wir konnten eine ganze Region und deren Fußball-Community repräsentieren, unseren Fußball, unseren Club und unsere Stadt in die Welt tragen. Was sich bei unserer ersten Tour gezeigt hat, ist die Wichtigkeit einer guten und akribischen Planung im Vorfeld. Man muss auf alle Eventualitäten vorbereitet sein und oft schnell und pragmatisch reagieren können. Das gute Netzwerk vor Ort, das durch unsere Partner bereits bestand, hat sich dabei als großer Vorteil erwiesen. Dieses Netzwerk ist nun deutlich gewachsen und wird uns bei der nächsten US-Tour noch mehr unterstützen.
RB Leipzig hat seine Saisonvorbereitung als einer von sechs Fußball-Bundesligisten außerhalb Europas absolviert. (Foto: DFL)
SPOBIS: Wie sehen Ihre weiteren Internationalisierungspläne mit RB Leipzig aus?
Plenge: Diese Tour war der erste Schritt. Noch ist nicht entschieden, wo wir das nächste Mal unsere Zelte aufschlagen. Was feststeht ist, dass es mittelfristig auch wieder in die USA gehen wird. Abgesehen von Nordamerika haben wir auch in Südamerika viele Fußballfans, die unsere Entwicklung verfolgen, vor allem in Brasilien. Spannende Märkte sind zudem Indien, Südkorea und Japan. Egal, wohin es uns zieht, eines ist klar: Unser Ziel wird immer sein, eine Tour im „RB Leipzig Style“ durchzuführen – innovativ, authentisch, professionell und unverwechselbar.
SPOBIS: Herr Plenge, vielen Dank für das Gespräch.
Titelfoto: picture alliance / ZB | motivio
Moritz Neumann
Redakteur
seit 2020 fester Teil der SPOBIS-Redaktion. Zuvor studierte der passionierte Läufer Sportwissenschaft in München. Hat neben dem Thema Sponsoring ein Faible für alle Ballsportarten – von Fußball über Handball bis Tennis und Basketball.