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04. Sep. 2023

Vier Heimturniere in fünf Jahren: Wie der DHB neue Partner und Mitglieder gewinnt

Die U21-WM war für den Deutschen Handballbund ein voller Erfolg. Das Turnier im eigenen Land läutete zudem das „Jahrzehnt des Handballs“ mit der EHF EURO 2024 ein. SPOBIS zeigt auf, wie die Ausrichtung der Großevents auf die Ziele des DHB einzahlt.

Vier Großturniere im eigenen Land innerhalb von fünf Jahren. Der Deutsche Handballbund (DHB) befindet sich mitten im „Jahrzehnt des Handballs“. Den Anfang machte vom 20. Juni bis 2. Juli 2023 die U21-Weltmeisterschaft. Die deutschen Junioren sorgten dabei nicht nur in den Hallen für reichlich Begeisterung, sondern auch vor den TV-Bildschirmen. Kumuliert 140.000 Zuschauer verfolgten die Spiele des DHB-Teams live vor Ort. Das Finale in der Berliner Max-Schmeling-Halle war mit 8200 Fans ausverkauft.

Im Rampenlicht: Das DHB-Team um Elias Scholtes sorgte nicht nur für volle Hallen, sondern auch für beachtliche Einschaltquoten im TV. (Foto: IMAGO / wolf-sportfoto)

Im Rampenlicht: Das DHB-Team um Elias Scholtes sorgte nicht nur für volle Hallen, sondern auch für beachtliche Einschaltquoten im TV. (Foto: IMAGO / wolf-sportfoto)

Im Free-TV schauten sich im Durchschnitt rund eine Million Menschen das Endspiel der U21-WM zwischen Deutschland und Ungarn bei Eurosport 1 an, was dem zu Warner Bros. Discovery gehörenden Sender einen Marktanteil von 6,6 Prozent bescherte. Zur Einordnung: Über das gesamte Jahr 2022 gesehen lag der Zuschauermarktanteil von Eurosport in Deutschland bei 0,4 Prozent.

Komplettiert wurde die multimediale Content-Strategie von Eurosport für die U21-Handball-WM, die insgesamt 18 Free-TV-Spiele beinhaltete, von einer umfassenden medialen Berichterstattung auf den eigenen Digital-Plattformen sowie den Social-Media-Kanälen. Dazu gehörte beispielsweise, dass alle deutschen Spiele live auf dem TikTok-Kanal von Eurosport gestreamt wurden. Dabei hätten allein die Digitalzahlen auf der Video-Plattform laut Gernot Bauer, Head of Sports bei Eurosport in Deutschland, „im sechsstelligen Bereich“ gelegen.

Investment in die Zukunft des Handballs

Trotz der positiven Bilanz war die Ausrichtung der U21-Handball-Weltmeisterschaft für den DHB, was die wirtschaftlichen Zahlen angeht, ein Verlustgeschäft. In Summe hat der größte Handballverband der Welt rund eine halbe Million Euro in das Turnier investiert. Ein von vornherein einkalkuliertes Minus, wie Mark Schober im Gespräch mit SPOBIS erklärt. Für den DHB-Vorstandsvorsitzenden bleibt die Heim-WM der Junioren dennoch aus vielen Gründen ein lohnendes Investment.

Zum einen helfe der Titelgewinn der DHB-Talente dabei, zu zeigen, was für ein Potenzial im deutschen Handball stecke, zum anderen sei insbesondere das Interesse der jungen Zielgruppe am Turnier überdurchschnittlich hoch gewesen. Das Feedback der Sponsoren fiel auch deshalb durchweg positiv aus. „Wenn wir unsere Partner überzeugen wollen, dass sie auch in Zukunft mit uns den eingeschlagenen Weg gehen, dann konnten wir mit der U21-WM beweisen, dass wir eben auch Nachwuchstalente ausbilden“, führt Schober aus.

Rückenwind für Heim-EM 2024 nutzen

Der eine oder andere Spieler aus dem deutschen U21-Team könnte mit etwas Glück den Sprung in den DHB-Kader für die Men's EHF EURO 2024 schaffen. Bei der Heim-EM dabei zu sein, ist aber nicht nur der Wunsch des Nachwuchses, sondern auch vieler Handball-Begeisterter in Deutschland. Bis Juli 2023, also ein halbes Jahr vor Turnierstart, waren bereits 200.000 Tickets verkauft oder reserviert worden, was mehr als 45 Prozent des Gesamtkontingents entspricht. Der wirtschaftliche Break-even-Point liegt für den DHB bei rund 70 Prozent. Diese Auslastung zu erreichen, sei weiterhin das Ziel – und auch erreichbar, da ist Schober optimistisch. Die nächsten Tickets gehen am 13. September in den Verkauf. An diesem Tag werden für alle Spiele der ersten EHF EURO auf deutschem Boden die Tickets angeboten, die derzeit noch für Fans der teilnehmenden Nationen freigehalten werden. Eine weitere Verkaufsphase ist um die Weihnachtszeit geplant.

Nur noch Supplier-Pakete zu vergeben

Die nach den Ticketverkäufen zweitwichtigste Einnahmequelle bei der EHF EURO 2024 ist das Sponsoring. Der erste Meilenstein wurde bereits erreicht: Vier Monate vor Turnierstart sind alle von Infront für die Europäische Handballföderation (EHF) vermarkteten „Official Partner“-Pakete vergeben. Insgesamt zehn Unternehmen umfasst dieser Sponsorenkreis, darunter sieben aus Deutschland. Das sind Engelbert Strauss, die Deutsche Bahn, Freenet, Lidl, Liqui Moly, Trivago und Würth. Hinzu kommen der slowenische Hausgerätehersteller Gorenje, der dänische Pumpenhersteller Grundfos sowie der japanische Reifenhersteller Falken Tyre.

Mobilitätspartner der EHF EURO 2024: Die Deutsche Bahn ist offizieller Sponsor der Heim-EM im kommenden Jahr. (Foto: picture alliance / Marco Wolf | Marco Wolf)

Mobilitätspartner der EHF EURO 2024: Die Deutsche Bahn ist offizieller Sponsor der Heim-EM im kommenden Jahr. (Foto: picture alliance / Marco Wolf | Marco Wolf)

Während die TV-relevanten Werbeflächen für die EHF EURO 2024 somit allesamt belegt sind, gibt es für interessierte Unternehmen noch Supplier-Pakete zu erwerben, die der DHB über seinen Partner Sportfive vermarktet. Diese Sponsorings umfassen neben Tickets unter anderem die Möglichkeit, Vor-Ort-Aktivierungen umzusetzen. „Hierauf werden wir nun einen Fokus im Vertrieb legen, um für diese kleineren Pakete ebenfalls noch weitere Partner zu gewinnen“, gibt Schober die Ziele in der Vermarktung aus.

Neuer Umsatzrekord im Sponsoring

Die Vermarktungserfolge des DHB beschränken sich aber nicht nur auf die Heim-EM 2024. Insgesamt sechs neue Partner hat der Deutsche Handballbund seit Jahresbeginn gemeinsam mit Sportfive gewinnen können, darunter Unternehmen wie Coca-Cola, Daikin und Alsco. Darüber hinaus wurden die Verträge mit den Partnern Gerflor, Nigrin und Lidl verlängert. Für 2024 strebt der DHB auch deshalb einen neuen Umsatzrekord im Sponsoring an. Das Ziel sind Einnahmen in Höhe von acht Millionen Euro, was ein Plus von mehr als 400 Prozent innerhalb von zehn Jahren bedeuten würde. „In all unseren Gesprächen mit Bestandspartnern, aber auch mit potenziellen neuen Sponsoren helfen uns die Leuchtturmevents im eigenen Land extrem weiter. Das ist eins der Top-Argumente in der Vermarktung“, hebt Christian Hesselbach, Executive Director bei Sportfive, den Stellenwert des „Jahrzehnts des Handballs“ in Vertragsverhandlungen hervor.

Einen Boost erhofft sich der DHB durch die EHF EURO 2024 neben dem Sponsoring auch für die Mitgliederzahlen. Die letzte Heim-WM der Männer im Jahr 2019 hatte für einen Zuwachs von rund 5000 Mitgliedern gesorgt. Die Weltmeisterschaft 2007, bei der Deutschland den Titel holte, sorgte mit ihrer Strahlkraft für einen deutlichen Mitgliederzuwachs. „Das ist einer der Hauptgründe, warum wir uns für die Ausrichtung von Welt- und Europameisterschaften bewerben“, sagt DHB-Vorstandschef Schober. Hinzu kommt, dass ein Heimturnier im Allgemeinen die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Abschneidens erhöht. Titel und Medaillen wiederum erzeugen Aufmerksamkeit, sodass in der Folge im Idealfall weitere Menschen zu Handball-Fans werden.

Es überrascht daher nicht, dass Schober aus den genannten Gründen ankündigt, der DHB werde sich auch in Zukunft weiter als Ausrichter für Europa- und Weltmeisterschaften bewerben. Erst einmal stehen nach der Heim-EM der Männer 2024 aber noch die Weltmeisterschaft der Frauen 2025 sowie zum Abschluss des „Jahrzehnts des Handballs“ die Weltmeisterschaft der Männer im Jahr 2027 an.

Foto: IMAGO / wolf-sportfoto

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