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20. Feb. 2023

Wie sich der FC Augsburg in den Top 10 der Bundesliga etablieren will

Im SPOBIS-Interview erklärt Michael Ströll, Geschäftsführer des FC Augsburg, wie der Fußball-Bundesligist den nächsten Entwicklungsschritt machen will und welche Rolle die neue Organisationsstruktur dabei spielt.

SPOBIS: Herr Ströll, zum Jahreswechsel hat der FC Augsburg seine Organisationsstruktur im kaufmännischen Bereich umfassend angepasst. Warum haben Sie sich für diesen Schritt entschieden?

Ströll: Wir haben den Prozess der Strukturoptimierung im Frühjahr 2022 gestartet – und das aus einem recht einfachen Grund. Wir waren in den vergangenen 15 Jahren sportlich sehr erfolgreich und haben uns stark entwickelt. Die Organisation als Ganzes ist hingegen etwas langsamer nachgezogen worden. Deshalb war es an der Zeit, zu hinterfragen, wo wir als FC Augsburg mit unserer Organisation stehen, wo wir hinwollen und wie wir uns hierfür aufstellen müssen.

SPOBIS: Wie hat der Prozess ausgesehen?

Ströll: Uns war wichtig, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Anfang an einzubinden. Wir haben deshalb Befragungen durchgeführt und in Workshops über Wochen und Monate Themenfelder identifiziert, die wir optimieren möchten. Das alles resultierte am Ende in unserer neuen Struktur, die einerseits tiefgreifende Veränderungen, aber andererseits auch Neujustierungen beinhaltet.

SPOBIS: Was sind für Sie die größten Veränderungen, die mit der Neuaufstellung einhergehen?

Ströll: Wir haben mit der Beförderung von Claudio Dopatka und Pierre Lemmermeyer eine zusätzliche Führungsebene geschaffen. Die beiden neuen Mitglieder der Geschäftsleitung verantworten künftig insgesamt sechs Direktionen. Ebenso mit der Umstrukturierung verbunden ist, dass Bereiche wie strategische Projekte, Nachhaltigkeit, Merchandising, Fans und Service sowie die Kommunikation intensiviert und gestärkt werden.

SPOBIS: Für die Themen Merchandising sowie Fan und Service wurden zwei neue Direktionen geschaffen. Welche Ziele verbinden Sie damit?

Ströll: Wir wollen insbesondere die Sichtbarkeit unseres Clubs in Bayerisch-Schwaben ausbauen. Es gibt beispielsweise die Überlegung, ein eigenes FCA-Haus in der Stadt zu entwickeln und weitere Leuchttürme in der Region zu schaffen.

SPOBIS: Nun müssen Sie ihre strategischen Überlegungen mit Leben füllen. Wie spiegelt sich das beispielsweise in der Mitarbeiteranzahl wider?

Ströll: Wir entwickeln uns auch hier weiter. In der Stabstelle „Strategische Projekte und Nachhaltigkeit“ haben wir inzwischen ein Team von sechs Mitarbeitenden aufgebaut. Für den Bereich Merchandising konnten wir Denis Othmani von Borussia Dortmund als neuen Direktor verpflichten. Hier werden wir ebenso weitere neue Mitarbeitende einstellen wie auch in den anderen Direktionen. Das wird punktuell erfolgen, da wir auf einer guten Basis aufbauen können.

SPOBIS: Im Marketing haben Sie sich seit dem 1. Januar 2023 ebenfalls neu aufgestellt. So wurde das Partnermanagement im Zuge der Vertragsverlängerung mit Ihrem Vermarkter Sportfive ins eigene Unternehmen überführt. Warum haben Sie sich für diese strategische Weichenstellung entschieden?

Ströll: Wir haben für uns identifiziert, dass die Nähe zu unseren Fans, aber auch zu den Sponsoren und Partnern das größte Gut ist, das wir hier beim FC Augsburg haben. Diese Bindung hat in den vergangenen Jahren ein Stück weit gelitten, da beispielsweise der persönliche Kontakt durch die Corona-Einschränkungen nicht immer möglich war. Das hat uns einmal mehr darin bestärkt, nun in eine deutlich aktivere Rolle einzusteigen. Das bedeutet, dass unsere Sponsoren künftig jeweils ihren direkten Ansprechpartner beim FCA haben werden.

SPOBIS: Die Akquise und der Vertrieb obliegen weiterhin Ihrem Vermarkter Sportfive. Was hat Sie dazu bewogen, nicht komplett zur Eigenvermarktung zurückzukehren?

Ströll: Wir sind davon überzeugt, dass uns Sportfive insbesondere bei der überregionalen Vermarktung auf ein neues Level heben kann. Hier sehen wir noch großes Potenzial, da aktuell mehr als die Hälfte unserer Sponsoren aus der Region stammen.

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SPOBIS: Inwiefern haben Sie im Zuge der Verlängerung der Vermarktungspartnerschaft Justierungen im Vertrag vorgenommen?

Ströll: Wir haben natürlich über alle relevanten und für uns wichtigen Punkte gesprochen. Letztendlich ist es beiden Parteien in den Verhandlungen gelungen, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Wir freuen uns über die weitere Zusammenarbeit.

SPOBIS: Der VfB Stuttgart arbeitet ab der kommenden Saison 2023/24 ebenfalls mit Sportfive zusammen. Wie unterscheidet sich die als „innovatives Vermarktungsmodell“ verkündete Kooperation von Ihrer?

Ströll: Es sieht so aus, als wäre es ein ähnliches Modell wie bei uns. Ich glaube aber auch, dass man das Rad nicht immer neu erfinden muss. Borussia Dortmund praktiziert dieses Modell ebenfalls bereits seit Jahren – und das sehr erfolgreich. Für mich ist der BVB in dieser Hinsicht definitiv ein positives Beispiel.

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SPOBIS: Sie haben auf dem Neujahrsempfang des FC Augsburg das Ziel ausgegeben, sich mittelfristig in den Top 10 der Bundesliga zu etablieren – also noch mal einen Schritt nach vorn zu machen. Was bedeutet das für Ihre sehr langfristig vermarkteten wichtigsten Rechtepakete?

Ströll: Wir sind sehr stolz und extrem zufrieden mit unseren abgeschlossenen Partnerschaften. Das sind sehr erfolgreiche Vereinbarungen für uns, unter anderem mit unseren wichtigsten Partnern wie Hauptsponsor und Ärmelsponsor. Sie können davon ausgehen, dass sich sportlicher Erfolg auch in den Sponsoringverträgen niederschlägt.

SPOBIS: Ein Erfolg ist Ihnen auch in den Verhandlungen mit Ihrem künftigen Ausrüster Mizuno gelungen. Die bisherige Rechtesumme von rund einer Million Euro soll ab der kommenden Saison auf knapp 1,5 Millionen Euro anwachsen. Was für ein Wachstumspotenzial sehen Sie darüber hinaus durch den neuen Ausrüsterdeal im Bereich Merchandising?

Ströll: Wir sehen diesen Schritt ganz klar auch als Fanbindungsmaßnahme. Es war unser Antrieb, das Merchandising wieder in die eigene Hand zu nehmen. Das heißt, es geht uns darum, näher an unsere Anhänger heranzurücken, um ihre Wünsche besser erfüllen sowie ein breiteres und attraktiveres Sortiment anbieten zu können. Das Merchandising ist darüber hinaus sicherlich eines der Geschäftsfelder, in dem wir die schnellsten Zuwächse generieren können.

SPOBIS: Was steht darüber hinaus aktuell auf Ihrer Agenda?

Ströll: Wir befinden uns derzeit mitten in der neuen Markenentwicklung. Dieser Prozess soll bis zum Sommer abgeschlossen sein. Dann wollen wir mit dem neuen Markenauftritt und Relaunch an die Öffentlichkeit gehen. Das Ziel dahinter ist, den Club nach zwölf Jahren Bundesliga auf ein neues Level zu heben. Dabei geht es uns darum, nicht nur die wirtschaftlichen Gesichtspunkte im Blick zu haben, sondern auch den Fan als wichtigsten Anker in den Mittelpunkt zu stellen. Das ist die Triebfeder unseres Denkens und Handelns.

SPOBIS: Herr Ströll, vielen Dank für das Gespräch.

Titelfoto: IMAGO / Krieger

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