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18. Juli 2024

30 Millionen Euro: Warum Freaks 4U sein Agenturgeschäft verkauft

Ein weiteres Traditionsunternehmen aus dem E-Sport bekommt mit Nodwin einen internationalen Eigentümer. Im SPOBIS-Interview verrät Michael Haenisch, CEO von Freaks 4U Gaming, die Gründe für die Komplett-Übernahme.

SPOBIS: Herr Haenisch, die Nodwin Group hat kürzlich ihre Beteiligung an Freaks 4U Gaming auf 100 Prozent erhöht, nachdem sie Anfang 2024 bereits einen Anteil von 13,51 Prozent erworben hatte. Warum haben Sie sich zu diesem Schritt entschieden?

Haenisch: Wir haben in der bisherigen Zusammenarbeit gemerkt, dass es auf menschlicher Ebene und vor allem bei der gemeinsamen Vision für den Markt passt. Die Schnittmengen sind groß, weil Nodwin auf ähnlichen Feldern aktiv ist wie wir. Beide Unternehmen sind führend in dem, was sie machen. Diese Fusion ermöglicht es uns, voneinander zu lernen, unsere Stärken zu bündeln und erhebliche Netzwerkeffekte zu realisieren.

SPOBIS: Können Sie ein Beispiel nennen?

Haenisch: In Deutschland sind wir traditionell stark im PC-Gaming-Segment verankert und betreuen eine breite Kundenbasis. Nodwin, auf der anderen Seite, hat in Indien seinen Schwerpunkt erfolgreich auf den Mobile-Gaming-Markt gesetzt. Der Austausch von Know-how und Ressourcen in diesen Segmenten wird uns beiderseits stärken und unsere Position im globalen Markt festigen.

  • Freaks 4U Gaming wurde an die singapurische Nodwin Gaming International verkauft, eine Tochter von Nodwin Gaming aus Indien. Die Nodwin Gaming International ist für das internationale Geschäft verantwortlich und bündelt viele der Unternehmen, die sich mittlerweile im Portfolio der Gesamtgruppe befinden.

  • Die anfängliche Beteiligung von 13,51 Prozent an Freaks 4U wird in mehreren Tranchen durch einen Aktientausch auf 100 Prozent erhöht, mit einem Gesamtwert von bis zu 30,3 Millionen Euro.

  • Nodwin Gaming International hatte im Dezember 2023 einen Minderanteil an Freaks 4U Gaming durch eine Wandelanleihe von 3,6 Millionen Euro erworben, gefolgt von einem Beitrag von 4,4 Millionen Euro im Januar 2024. Seitdem arbeiten beide Teams eng an der Integration ihrer Geschäfte und der Evaluation der gemeinsamen Synergien.

  • Nodwin Gaming International wird zunächst einen 57-prozentigen Anteil an Freaks 4U Gaming halten. Der verbleibende 43-prozentige Anteil, aktuell im Besitz von CEO Michael Haenisch, Senior Vice President Product, TV & Media Productions Matthias Remmert und Mitgründer Jens Enders, wird zu einem noch ausstehenden späteren Zeitpunkt getauscht.

  • Darüber hinaus werden alle bestehenden Investoren von Freaks 4U Gaming (Co-Investor FRE und Game.Fin S.R.L) zu Anteilseignern von Nodwin Gaming International.

SPOBIS: Wie hat die aktuell schwierige Marktlage Ihre Entscheidung beeinflusst?

Haenisch: Natürlich haben auch finanzielle Aspekte eine Rolle gespielt. So offen und ehrlich muss man sein. Der Umsatz allein in Deutschland und Europa reicht nicht aus, um die Strukturen zu unterhalten, die wir in der Hochphase vor der Pandemie aufgebaut hatten. Mit der Übernahme durch Nodwin streben wir eine deutliche Internationalisierung und Diversifikation unseres Kundenportfolios an. Der Markt hat sich seit unserem Einstieg 2002 stark verändert, und es ist essenziell, dass wir unser Geschäft stetig weiterentwickeln und anpassen.

SPOBIS: Wie kann Nodwin bei der Anpassung unterstützen?

Haenisch: Nodwin bringt eine breite Expertise in verschiedensten Bereichen ein, wie beispielsweise Jugendkultur, Comedy oder Musik. Das wird unser Angebotsspektrum erheblich erweitern. Wie umtriebig sie da sind, zeigt der jüngste Kauf der Comic Con India. Zudem können wir unseren Kunden durch Nodwin helfen, in die Emerging Markets einzusteigen.

SPOBIS: Die Übernahme der Comic Con India ist nur ein Beispiel für die expansive Strategie der Nodwin Group. Trotz der gegenwärtigen Herausforderungen im E-Sport-Markt bleibt das Unternehmen eine treibende Kraft bei Investitionen in die Gaming-Branche. Wie unterstützt diese Strategie Ihr Geschäft?

Haenisch: Die Integration der verschiedenen Geschäftseinheiten erlaubt es uns, auf eine ganz neue Art und Weise mit Kunden zu interagieren. Indem wir ein umfassendes Leistungsspektrum aus einer Hand anbieten, erzielen wir einen signifikanten Wettbewerbsvorteil. Diese einzigartige Marktpositionierung durch die Partnerschaft mit Nodwin ermöglicht es uns, unser Geschäft dynamisch zu skalieren und effizient auf die sich ändernden Marktanforderungen zu reagieren.

Michael Haenisch bleibt als CEO an Bord: „Natürlich haben beim Verkauf auch finanzielle Aspekte eine Rolle gespielt.“

Michael Haenisch bleibt als CEO an Bord: „Natürlich haben beim Verkauf auch finanzielle Aspekte eine Rolle gespielt.“

SPOBIS: Welche strukturellen Änderungen stehen durch den Verkauf von Freaks 4U an?

Haenisch: Vieles von dem, was wir heute tun, werden wir künftig weiter machen. Es wird neue Projekte geben, die wir gemeinsam mit Nodwin realisieren werden, wie etwa jüngst die PUBG Mobile Global Open in Brasilien. Diese globalere Ausrichtung wird nicht nur unsere Marktposition festigen, sondern auch unsere Fähigkeit verbessern, auf globale Trends zu reagieren und diese mitzugestalten.

Foto: Reece Martinez/Riot Games

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